Probleme mit dem Notrufassistenten auch bei Audi und Seat

Beim Volkswagen-Konzern gibt es Probleme mit der Software: Vom Rückruf wegen des Notrufassistenten eCall sind nun auch die Töchter Audi und Seat betroffen.

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Probleme mit dem Notrufassistenten auch bei Audi und Seat

(Bild: Buntoon Rodseng/Shutterstock.com)

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  • dpa
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Die Probleme mit dem elektronischen Notrufassistenten eCall betreffen neben dem neuen VW-Golf weitere Automodelle des Konzerns. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen gibt es bei Modellen der Töchter Audi und Seat die gleichen Schwierigkeiten. Demnach handelt es sich um den Audi A3 und den Seat Leon, die auf dem gleichen Grundbaukasten basieren wie der Golf 8. Ursache für die ausgefallene Funktion sollen Probleme mit der Software sein. Nach einem Bericht der Branchenzeitung Automobilwoche wird auch das Modell Skoda Octavia auf Schwierigkeiten mit eCall überprüft.

Am Freitag war bekannt geworden, dass sich Volkswagen auf einen Rückruf des gerade gestarteten Golf 8 einstellen muss. Nach Angaben des Unternehmens wurde im Rahmen von internen Untersuchungen festgestellt, dass es bei einzelnen Fahrzeugen des Modells zu einer nicht verlässlichen Datenübertragung am Steuergerät kommen kann. Daher lasse sich die Funktion des Notrufassistenten nicht voll gewährleisten. "Im Austausch mit den zuständigen Behörden prüfen wir das weitere Vorgehen zu den betroffenen Fahrzeugen", sagte ein VW-Sprecher der Automobilwoche.

Eine Entscheidung des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) zu einem Rückruf und einer Abhilfemaßnahme per Softwareupdate wird in den kommenden Tagen erwartet. Das Unternehmen verhängte einen Auslieferungsstopp für das neue Modell. Die Golf-Produktion gehe vorerst weiter – aber alle Neuwagen würden erst einmal auf Lager genommen, hieß es.

[Update 17.5.2020 14:28 Uhr:] Audi erklärte am Wochenende, bisher lasse sich "das Phänomen beim neuen A3" nicht genau nachstellen. "Wir analysieren weiter, auch weil es kleinere Unterschiede in Hard- und Software gibt." Dem Fachblatt Automobilwoche sagte ein Sprecher der Ingolstädter Tochter: "Die Grundannahme, dass auch entsprechende Audi-Modelle betroffen sein könnten, ist richtig." Bei Seat hieß es: "Zu diesem frühen Zeitpunkt der Analyse bewerten wir die Details und arbeiten an einer Lösung." Der neue Skoda Octavia wird ebenfalls auf Fehlfunktionen des eCall untersucht. Hier wurden – wie beim Golf – nach Angaben der tschechischen Schwestermarke die Auslieferungen bereits unterbrochen. [/Update]

Der Betriebsrat warnte – auch mit Blick auf die massive Absatzkrise der Autoindustrie und auf die vollen Lager wegen der Corona-Folgen – vor weiteren Rückschlägen für die Golf-Produktion im Stammwerk Wolfsburg. Die aktuelle Unterauslastung mit etlichen abgesagten Schichten könnte sich noch verschlimmern. Die Mitarbeitervertretung fordert daher, mittelfristig ein zusätzliches Massenmodell in Wolfsburg anzusiedeln. Der Golf gilt als das wichtigste Produkt des größten deutschen Industriekonzerns.

In die Diskussion um die geplante Zahlung der Dividende an die VW-Aktionäre kommt derweil Bewegung. Nach einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung fordert die Opposition im Landtag, dass die Landesregierung von Volkswagen den Verzicht der Dividendenzahlung verlangt. "Es ist nicht legitim, dass Konzerne wie VW Staatshilfen wie das Kurzarbeitergeld annehmen und gleichzeitig Dividende und Erfolgsboni zahlen", sagte Grünen-Fraktionschefin Julia Willie Hamburg der Zeitung. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion, Jörg Bode, forderte, das Land Niedersachsen sollte als Gesellschafter auf eine Aussetzung der Dividende bestehen.

Dem Bericht zufolge plant der Konzern weiterhin, für 2019 insgesamt rund drei Milliarden Euro an die Anteilseigner auszuschütten. Allerdings werde intern darauf verwiesen, dass die ursprünglich für Anfang Mai geplante Hauptversammlung verschoben wurde und damit eine neue Bewertung nicht gänzlich ausgeschlossen sei. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) verwies darauf, dass sich der Aufsichtsrat noch einmal mit dem Thema Dividende beschäftigen werde, sobald der Termin für das Aktionärstreffen feststehe. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) sagte mit Blick auf die Coronakrise, Konzerne wie VW seien sicher gut beraten, ihren Fokus auch auf Liquiditätssicherung zu legen.

Die Opposition im Landtag kritisiert die Dividendenpläne von Volkswagen auch deshalb, weil das Unternehmen zusammen mit anderen Branchengrößen Kaufprämien für Neuwagen fordert, die mit Steuergeld finanziert werden sollen. "Allein mit einem Verzicht auf die Dividende für 2019 in der vorgeschlagenen Höhe kann VW selbst Preisnachlässe und Kaufprämien in beachtlicher Höhe finanzieren, wenn man dies für notwendig hält", so Grünen-Fraktionschefin Hamburg.

Das Land Niedersachsen ist mit rund 20 Prozent der zweitgrößte VW-Anteilseigner. Nach den bisherigen Dividendenpläne würde Niedersachsen 383 Millionen Euro bekommen, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet. (tiw)