Klimawandel lässt Antarktis ergrünen

In manchen Gegenden im südlichen Polargebiet wachsen die Einzeller so dicht, dass der Schnee grün erscheint.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 282 Kommentare lesen
Klimawandel lässt Antarktis ergrünen

Dieser Schnee auf Anchorage Island ist nicht grünversifft, darauf wachsen Algen.

(Bild: Nature)

Lesezeit: 2 Min.

In der Antarktis kann ein neues Ökosystem entstehen, meinen britische Forscher. Durch die Erderwärmung liege auf der antarktischen Halbinsel vermehrt Schneematsch, auf dem Schneealgen bessere Wachstumsbedingungen vorfinden. In manchen Gegenden wüchsen die Einzeller so dicht, dass der Schnee hellgrün wird, berichten Forscher.

Sechs Jahre lang haben Biologen von der University of Cambridge und des British Antarctic Survey die Schneealgen mithilfe von Daten des Satelliten Sentinel 2 und Bodenbeobachtung aufgespürt und gemessen. So erstellten sie die erste großflächige Algenkarte der Halbinsel. Auf ihrer Grundlage soll die Geschwindigkeit ermittelt werden, mit der die Antarktis ergrünt und möglicherweise anderen Arten Nahrung bietet, schreiben die Forscher in Nature.

Der größte Teil der Grünalgenblüten wurde auf kleinen, tief liegenden Inseln im Norden der Halbinsel gefunden, deren Temperaturen in den vergangenen Jahren auffällig gestiegen waren. Im vergangenen antarktischen Sommer wurden dort erstmals mehr als 20°C gemessen. In kälteren südlichen Regionen waren die Schneealgen weniger auffällig.

Etwa 0,2 Prozent der kontinentalen Fläche der Antarktis sind eisfrei, auf der Antarktischen Halbinsel sind es 1,34 Prozent. Lebewesen, die Photosynthese betreiben, gibt es aber nicht nur auf nacktem Boden. Schneealgenblüten in der Antarktis wurden erstmals in den 1950er und 1960er Jahren durch Expeditionen beschrieben und seitdem an einigen Orten in der Antarktis untersucht.

Da eine einzelne Schneealgenblüte Hunderte von Quadratmetern bedecken kann, sind die Einzeller möglicherweise mit die bedeutendsten photosynthetischen Primärproduzenten der Region und könnten die Nährstoffversorgung der nachgelagerten terrestrischen und marinen Ökosysteme beeinflussen, schreiben die Forscher. Wegen der anzunehmenden weiteren Erwärmung des Klimas rechnen sie damit, dass sich die für die Pflanzenbesiedlung verfügbare Fläche auf der Antarktischen Halbinsel verdreifachen kann. Mit den Pflanzen wiederum könne die Albedo abnehmen, hinwiederum die Schneeschmelze begünstigt werden.

(anw)