SpaceX / NASA: Erster kommerzieller Raketenstart für Astronauten, mit Livestream

Mittwochabend soll SpaceX 2 Männer zur ISS schießen, um die Tauglichkeit des Systems für bemannte Flüge zu beweisen. Für die USA geht es aber um mehr.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 341 Kommentare lesen
2 Astronauten liegen in Raumkapsel

Die Astronauten Bob Behnken und Doug Hurley sind bereit.

(Bild: NASA)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Fast 20 Jahre nach "Erstbezug" der Internationalen Raumstation (ISS) soll am Mittwoch erstmals ein kommerzieller Betreiber zwei Besatzungsmitglieder auf den Weg zur ISS bringen. Bisher waren Mannschaftstransporte staatlichen Raketen vorbehalten. Nun soll eine Falcon-9-Rakete der US-Firma SpaceX um 16:33 Uhr Ortszeit vom Kap Canaveral in Florida abheben. Sofern Wetter und Technik mitspielen.

Update 22:33 Uhr: Petrus hat nicht mitgespielt: Der erste bemannter SpaceX-Flug ist verschoben.[/Update]

An der Spitze der Rakete ist die Raumkapsel Crew Dragon befestigt. In ihr werden die Astronauten Douglas G. Hurley und Robert L. Behnken sitzen. Aus US-Sicht haben sie vor allem eine Aufgabe: Die als Schmach empfundene Zwangspause bemannter Raumflüge von US-Boden auszuwetzen. Mit dem unter anderem aus Kostengründen erfolgten Abschied vom Space Shuttle im Jahr 2011 verloren die USA die Fähigkeit, selbst Astronauten in eine Erdumlaufbahn zu bringen.

Die Dragon-Raumkapsel

(Bild: NASA)

Seither war die NASA ausgerechnet auf Russland angewiesen, um ihre ISS-Besatzungsmitglieder zur und von der ISS zu transportieren. Das ist nicht nur teuer, sondern den USA auch sehr peinlich. Richten sollte es eine Art Public-Private-Partnership: Die NASA setzte 2010 das Commercial Crew Program auf. Mehrere Unternehmen wurden bei der Entwicklung privater Raketen und Raumfahrzeuge finanziell unterstützt. Ziel war, billiger, eher und in kürzerer zeitlicher Abfolge nicht nur Fracht sondern auch Personen zumindest in eine Umlaufbahn und zurück bringen zu können, ohne auf andere Länder angewiesen zu sein.

Durchgesetzt haben sich dabei bislang SpaceX und Boeing. Beide haben Aufträge erhalten, Astronauten zur ISS zu fliegen. Den Anfang macht nun SpaceX. Offiziell ist es der zweite Demonstrationsflug der Raumkapsel Crew Dragon und der erste mit Personen an Bord. Die Symbolkraft wird dadurch unterstrichen, dass Hurley der befehlshabende Offizier sein wird. Der ehemalige Kriegsmarineinfanterist war Pilot des allerletzten Space-Shuttle-Fluges STS-135 im Juli 2011.

In US-Diktion läuten Hurley und Behnken gleich eine "neue Ära bemannter Raumflüge" ein – weniger weil es ein Meilenstein kommerzieller Raumfahrt ist, sondern mehr weil fast neun Jahre kein Mann von den USA aus losgeflogen ist. Diese Pause wird in den Vereinigten Staaten von Amerika als galaktisches Interregnum empfunden. Die Vermarktung des Fluges läuft entsprechend unter dem Motto "Launch America". Nicht bloß ein Herr aus New York und einer aus Missouri sitzen auf dem Feuerross, die gesamte Nation soll sich emporgerissen fühlen.

(Bild: NASA)

Und alle Erde darf zusehen: NASA TV selbst zeigt ab 18 Uhr MESZ Bilder der Startplattform 39-A samt Falcon-9-Rakete, bevor das eigentliche Programm um 18:15 Uhr anhebt. Starten Sie einfach hier unten den Livestream:

Läuft alles nach Plan, folgt um Mitternacht eine Liveübertragung einer Pressekonferenz.
Wer einen deutschen Kommentar bevorzugt, kann bei Phoenix einschalten:

Am Donnerstag um 17:39 Uhr soll die Raumkapsel automatisch an die ISS andocken. Die Tür wird erst um 19:55 Uhr geöffnet. Sollte das Wetter am Mittwoch nicht mitspielen, sind Ersatz-Starttermine für den 30. und 31. Mai vorgesehen.

Wie lange die beiden Astronauten an Bord bleiben werden, ist noch nicht entschieden: Mindestens 30 Tage, höchsten 119 Tage. Viel wichtiger ist die Frage, ob Start und Flug auch wirklich erfolgreich ablaufen. Bei SpaceX und NASA gibt man sich sicher. "Ich bin sehr zuversichtlich", sagte beispielsweise Christopher Cassidy, derzeit einziger US-Amerikaner an Bord der ISS, am Montag auf NASA TV, "Es gibt schlaue Leute bei der NASA, es gibt schlaue Leute bei SpaceX." Und die seien "Laser-fokussiert auf Sicherheit".

Zudem habe das Commercial Crew Program das Beste beider Welten vereint: "Die kommerziellen Kerle sind schneller und billiger." Die NASA wiederum bringe eine über Jahrzehnte gewachsene Sicherheitskultur mit ein. "Das ist für beide Organisationen gesund", meinte der Astronaut.

Ganz so schnell haben es die privaten Firmen dann aber auch wieder nicht geschafft. Denn Boeing und SpaceX sollten ab 2017 Menschen zur ISS fliegen. Doch Sicherheit soll vorgehen. Heise online wünscht allen Raumfahrern sichere Landung – oder, wie bei der geplanten Rückkehr der Dragon-Kapsel, eine sichere Wasserung. (ds)