Unbeabsichtigte Käufe bei Amazon Prime Video: iOS-Schutzfunktionen greifen nicht
Als erster großer Anbieter darf Amazon auf iPhone und iPad Inhalte über die eigene – statt über Apples – Bezahlschnittstelle verkaufen; das hat Nebenwirkungen.
- Leo Becker
Amazons neue Prime-Video-App kann auf Apple-Geräten schnell zu unbeabsichtigten Käufen führen, da iOS-Schutzmechanismen dort nicht greifen. Neben kostenlosen Inhalten für Prime-Abonnenten werden in der App inzwischen auch Spielfilme und TV-Serien zum Kauf oder zur ebenfalls kostenpflichtigen Ausleihe angeboten. Die Zahlung erfolgt dabei sofort nach Drücken eines Buttons, den auch Kleinkinder ohne Lesefähigkeiten problemlos erwischen. Belastet wird beim Kauf sofort das bei Amazon hinterlegte Zahlungsmittel wie etwa die eigene Bankverbindung.
Keine biometrische Autorisierung
Die sonst in iOS-Apps übliche biometrische Autorisierung der Zahlung per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung entfällt. Ebenso wenig kann Apples integrierte Kindersicherung ungewollte Prime-Video-Käufe durch Kinder verhindern. Grund dafür ist, dass Amazon als erster bekannter Anbieter Inhalte über seine eigene Bezahlschnittstelle abrechnen darf – statt über Apples sonst für alle Apps mit digitalen Kaufinhalten obligatorische In-App-Kaufschnittstelle. Das hebelt zugleich alle in Apples Betriebssystem integrierten Vorkehrungen zur Vermeidung unabsichtlicher In-App-Käufe aus.
Amazon hat inzwischen mit einem ersten Update der App nachgebessert und einen Schalter integriert, über den sich die Kaufinhalte in vielen Ansichten ausblenden lassen. Stößt man auf Bezahlinhalte, lassen diese sich aber weiter ungehindert kaufen. Erschwerend kommt hinzu, dass eine Kindersicherungsfunktion in der Prime-Video-App auf iPhone, iPad und Apple TV fehlt.
Prime-Video-Kindersicherung im Browser aktivieren
Nutzern bleibt derzeit nur der Weg, Amazons Kindersicherung im Browser zu aktivieren. Das ist in den Einstellungen für Prime Video unter Kindersicherung möglich: Dort lässt sich eine PIN einrichten, um eine bestimmte Altersbeschränkung vorzugeben. Zusätzlich kann man diese PIN auch bei Käufen abfragen, das muss extra unter "PIN beim Kauf" aktiviert werden und gilt anschließend auch für Einkäufe in allen Apps. Bereits erfolgte unbeabsichtigte Einkäufe können zudem beim Amazon-Support reklamiert werden, der Konzern gibt sich gewöhnlich kulant. (lbe)