Micropayments: Bitte nicht so schnell!

In Dänemark oder Schweden ist es mittlerweile möglich, Beträge in Windeseile per App zu überweisen. Die deutschen Banken hinken dagegen hinterher.

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Micropayments: Bitte nicht so schnell!
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Markus Montz

Die deutschen Banken verpassen die Zeit. Im Jahr 2020 sollte es eigentlich ohne Umstände möglich sein, vom Smartphone in Echtzeit Kleinbeträge zu versenden – ob unter Freunden oder an der Hotdog-Bude. PayPal macht es vor: Mailadresse des Empfängers und Betrag eingeben, abschicken, da.

Nun mag nicht jeder PayPal, und nicht jeder hat es. Aber wir haben ja Kwitt: Mit wenigen Klicks schickt man damit zwischen Konten bei deutschen Banken Kleinbeträge umher. Sie kennen Kwitt nicht? Kein Wunder: Nur Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken und wenige andere unterstützen Kwitt. Selbst deren Kunden haben davon meist noch nie gehört, Händler fehlen ganz. Als ­digitaler Kleingeldersatz taugt das kaum. Auch die Alternative Paydirekt hat fast niemand.

Helfen könnte die SEPA-Echtzeitüberweisung, die schnelle Schwester der Banküberweisung. Doch manche Banken bieten sie gar nicht erst an. ­Andere verlangen happige Extragebühren. Und oft fehlt sie in den Banking-Apps (ganz zu schweigen davon, dass man dort unter Umständen erst eine TAN braucht). Dabei wäre die SEPA-Echtzeit­überweisung ein Vehikel, um in fast ganz Europa zu bezahlen – von Konto zu Konto und mit ­europäischem Datenschutzniveau.

Dass es auch anders gehen kann, zeigen Dänemark und Schweden. Dort lassen sich kleine Beträge über die heimischen Dienste MobilePay und Swish transferieren – einfach per App, ohne Zusatz­kosten. Fast alle Banken und Händler machen mit, die Akzeptanz bei den Kunden ist groß.

Warum ziehen die deutschen Banken also nicht auch an einem Strang? Fürchten sie die ­Konkurrenz durch andere Banken? Das wäre nicht sehr serviceorientiert: Um die Kunden zufriedenzustellen und bei sich zu halten, müssten die Geldhäuser ihren Protektionismus aufgeben und mehr gemeinsame Standards schaffen.

Die Servicelücken nutzen sonst andere. Die Großen aus dem Silicon Valley können Digitalisierung – nicht nur bei Echtzeittransfers. Sie sind aber auch hungrig nach Daten. Da sollte jedem ­Kontobesitzer eine wettbewerbsfähige Plattform deutscher oder sogar europäischer Banken willkommen sein.

Markus Montz


Dieser Artikel stammt aus c't 13/2020. (mon)