Kein Bluetooth ohne Satellit

Bei der Freigabe des Standorts herrscht bei Android eine ziemlich krause Logik, wie sich auch bei der Corona-Warn-App zeigt. Dabei wäre Abhilfe ganz einfach.

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Es ist ja schon eine ziemliche Frechheit, was manche Apps an Berechtigungen haben wollen. Zum Beispiel den Standort-Zugriff. Meine 360-Grad-Kamera von Ricoh, das E-Motorrad Zero SRS (Testbericht folgt im nächsten Heft), das trommellose Schlagzeug von Freedrum (Testbericht folgt im übernächsten Heft), der Nissan Leaf meiner Kollegin Jo und natürlich die Corona-Warn-App: Sie alle lassen sich per Android-App nur bedienen, wenn man die Lokalisierung einschaltet.

Die Ursache dafür ist allerdings nicht in allen Fällen die Datensucht der Anbieter, sondern eine Seltsamkeit bei Android: Zur Verbindung mit anderen Bluetooth-Geräten muss man offenbar eine pauschale Zustimmung zur Standortbestimmung geben, da sich Smartphones (theoretisch) auch per Bluetooth orten lassen – zum Beispiel über Beacons. "Sonst funktioniert das Tracing nicht, da keine anderen Bluetooth-Geräte erkannt werden, mit denen anonyme Bluetooth-Zufallskennungen ausgetauscht werden können", schreibt der Spiegel über die Corona-App. Und Freedrum teilt mir mit: "It is something that Google/Android forces users to do to connect our sensors. This has to do with how Android's operating system scans for Bluetooth devices."

Leider schaltet man mit der Freigabe gleichzeitig auch die Ortung via GPS, WLAN und Mobilfunkzelle an. Man kann sich anschließend manuell für die Ortung via Funknetz oder GPS entscheiden, voreingestellt ist aber – Überraschung! – beides. Ich bin mit beiden Optionen nicht glücklich: GPS überträgt zwar keine Daten nach außen, zehrt aber am Akku; WLAN-Ortung verbraucht weniger Strom, überträgt dafür aber regelmäßig anonymisierte Standortdaten an Google.

Seltsamerweise meckert die Corona-App nicht, wenn ich nur die Lokalisierung via Satellit erlaube und die via Funk explizit ablehne. Überhaupt scheinen sich die Android-Entwickler da in eine ziemlich krause Logik verstrickt zu haben, wenn für eine bestimmte Funktion gleich sämtliche Schleusentore geöffnet werden müssen.

Dabei wäre Abhilfe relativ einfach: Derzeit gibt es, zumindest bei meinem Android 8.1., drei Schalter im Standortmenü: Funk, GPS oder beides. Nichts spräche dagegen, die Funk-Ortung weiter zu differenzieren in WLAN, Funkzelle und Bluetooth. Auf zwei Schalter mehr kommt es ja wohl nicht an. Außerdem wäre es äußerst hilfreich, wenn sich das Betriebssystem für jede App die jeweilige Einstellung merken würde, statt pauschal erstmal alles zu aktivieren.

Es mag naiv klingen, von einem Datenkonzern wie Google zu erwarten, seinen Nutzern beim Datenschutz zu helfen. Aber bei den Privacy-Einstellungen im Browser funktioniert das ja auch ganz leidlich: Seit ich dort sämtliche Personalisierungsoptionen ausgeschaltet habe, werde ich von Google grundsätzlich nur noch auf englisch angesprochen.

(grh)