Farmdroid: Der Roboter auf dem Biohof

Ein Biohof mit Fachwerk im Schatten hoher Bäume, ein krähender Hahn, alles da. Bio bedeutet aber nicht, dass hier mit der Sense und Pferdepflug gearbeitet wird.

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Farmdroid im Einsatz

Ein Farmdroid im Einsatz

(Bild: Farmdroid)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Elmar Stephan
  • Peer Körner
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Seit einigen Wochen ist Alfons im Einsatz. Der heißt eigentlich ganz nüchtern FD20 – Alfons ist ein Roboter der dänischen Firma Farmdroid. Auf drei Rädern zieht er ganz langsam seine Bahnen, Tag und Nacht, sieben Tage die Woche. Er ist fast vier Meter breit und 1,20 Meter hoch, oben sind große Solarpaneele.

"Die Maschine ist autark und komplett solargetrieben, also vollkommen umweltfreundlich", sagt Sven Dittmer, angestellter Landwirt und Betreuer von Alfons. Das geringe Gewicht verhindere zudem anders als beim schweren Trecker eine Bodenverdichtung. Der fröhliche 29-Jährige ist sichtlich angetan von der Maschine. "Sie kann automatisch die Rüben legen, so heißt bei den Rüben das Säen", erklärt er. Außerdem solle sie die Pflege übernehmen, also vor allem Unkraut beseitigen. "Wir dürfen im Biolandbau keine Unkrautvernichtungsmittel verwenden, darum ist das so wichtig."

"Wir machen seit 24 Jahren Bio", sagt Hofbesitzer Reiner Bohnhorst. Er hat Ökolandbau studiert und den Familienbetrieb vom Vater übernommen. "Konventionell hätte ich nicht mehr weitermachen wollen. Ich habe das nie bereut." Bohnhorst hat sich mit einem Nachbarn zusammengetan, so sind die Biohöfe Oldendorf mit insgesamt rund 380 Hektar entstanden. Oldendorf II liegt im Landkreis Uelzen, hat so etwa 30 Einwohner und ist kaum mehr als eine schöne Kurve der Landstraße.

Angebaut werden hier hauptsächlich Kartoffeln und Getreide, dazu Erbsen und Bohnen, seit drei Jahren auch Zuckerrüben. Und das mit den Rüben ist so eine Sache. Der Anbau ist personalintensiv und lohnt sich kaum noch. Aus Kostengründen muss bei der Handarbeit gespart werden, außerdem gibt es wenig Arbeitskräfte. Da kommt Alfons ins Spiel. "Am Ende muss er mehr als die Hälfte der Handarbeit allein schaffen", hofft Bohnhorst. "Das ist genau das Quäntchen, das über Wirtschaftlichkeit oder Unwirtschaftlichkeit entscheidet."

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Alfons zieht unterdessen seine Bahnen, unermüdlich, aber langsam. "Er bewegt sich etwa 750 Meter in der Stunde", sagt Dittmer. "Sehr viel mehr darf er als Roboter ohne Aufsicht gesetzlich nicht." Gesteuert wird Alfons per Satellit und GPS. "Die Maschine merkt sich, wo jedes einzelne Saatkorn, also die Rübenpille, abgelegt wird. Dadurch weiß der Roboter, wo er mit seinen scharfen Messern Unkraut hacken darf", erklärt Dittmer. Entdeckt haben sie den etwa 75.000 Euro kostenden Alfons im vergangenen Jahr auf einer Fachmesse, da war er ganz neu. "Ich dachte: Das ist genau das, worauf ich warte", sagt Bohnhorst.

"In Deutschland sind derzeit 22 der Maschinen im Einsatz", sagt Christian Andresen, Geschäftsführer der Vertriebsfirma von Alfons im schleswig-holsteinischen Sprakebüll. Er ist selbst Landwirt, mit seinem Vater betreibt er Solar-, Windkraft- und Biogasanlagen. "In zehn Jahren wollen wir keinen Liter Diesel mehr verbrauchen und uns vollkommen mit erneuerbarer Energie auf dem Acker bewegen."

Noch sei der Roboter-Einsatz auf den Feldern eher ein Forschungs- und Nischenthema, sagt Harm Drücker von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg: "Es ist aber eines mit Zukunftspotential." Größtes Manko der Roboter: Sie sind zu klein und zu leicht, um schwere Arbeiten wie etwa Pflügen oder Düngen zu erledigen. Hackarbeiten – wie etwa Unkrautjäten – seien hingegen kein Problem. "Mechanische Unkrautbekämpfung ist ein Arbeitsgebiet, was sie sehr gut erledigen können", sagt Drücker.

Allerdings werde auch hier die geringe Größe der Maschinen wieder zum Nachteil. Wer ein Feld bearbeiten wolle, brauche entweder viel Zeit, wenn es nur einen Roboter gebe, oder viele der Geräte, die gleichzeitig auf den Flächen arbeiten. Das sei dann das sogenannte Schwarmkonzept. Dann müssten aber 30 oder sogar 50 Roboter von Feld zu Feld gebracht und auch mit Energie versorgt werden.

Eines aber sei für den Roboter-Einsatz unabdingbar: Eine stabile Mobilfunkversorgung auch auf den Feldern für die Datenübertragung, die es oft nicht gibt. "Das Problem haben wir flächendeckend in allen landwirtschaftlich geprägten Regionen", sagt Drücker. Der Bund will hier jetzt mit einem größeren Maßnahmenpaket nachlegen und über die nächsten Jahre rund 6,1 Milliarden Euro in den 5G-Aufbau, die Digitalisierung und das Schließen von Funklöchern stecken.

Alfons ist in der Probezeit, noch gibt es Anlaufschwierigkeiten. "Bei der Aussaat müsste das Saatkorn fester in die Erde gedrückt werden. Außerdem hat er neulich die jungen Rüben weggehackt", sagt Dittmer. "Wenn er Probleme hat, schreibt er eine SMS." Das macht Alfons auch in der Nacht, er arbeitet ja rund um die Uhr und hat auch Lampen. "Dann sieht er aus wie ein Ufo", sagt Dittmer.

"Noch sind wir nicht zufrieden, aber ich hoffe, dass es besser wird", sagt Reiner Bohnhorst und macht einen optimistischen Eindruck. "Das könnte sich auch für konventionelle Betriebe lohnen", betont er. Im August gibt es ein großes Brainstorming mit den Dänen.

(kbe)