Klimawandel: Bleiben uns nur noch 10 Jahre?

Der Klimawandel führt schneller als gedacht zu rasanten Veränderungen im Ökosystem Erde, von denen es kein Zurück mehr gibt.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Die Zeit läuft

(Bild: Illustration: Andreas Zickert)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Hanns-J. Neubert
Inhaltsverzeichnis

Anfang Februar machte sich in der westlichen Antarktis eine Eisfläche von der Größe Mannheims selbstständig, schwamm aufs Meer hinaus und zerbrach dort in viele kleine Eisberge. Eigentlich nichts Besonderes, hätte sie sich nicht ausgerechnet vom Pine-Island-Gletscher an der Amundsen-See getrennt. Denn der macht den Eis- und Klimaforschern gerade ziemliche Sorgen, genauso wie der nahe gelegene Thwaites-Gletscher. Jeder von ihnen hat ungefähr die doppelte Größe Österreichs, und sie gehören zu den Gletschern in der Antarktis, die am schnellsten zurückweichen.

Seit drei Jahrzehnten verlieren die beiden Gletscher immer schneller und häufiger ihr Eis. "Computersimulationen bestätigen, dass wir hier eine marine Eisschild-Instabilität sehen, die potenziell zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von mehr als drei Metern führen kann", sagte Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung vor einem Jahr bei der Vorstellung einer Modellsimulation für die beiden Eisschilde. "Es ist das erste Kipp-Element, das wir kippen sehen, und es ist auch das schnellste – zumindest in der Antarktis."

Die sogenannte Erdungslinie, die Stelle, an der sich ein abfließender Gletscher vom Boden abhebt und im Meerwasser aufschwimmt, verschiebt sich hier nämlich immer weiter zurück in Richtung Ufer. Das passiert, weil warmes Ozeanwasser die ins Meer reichende Gletscherzunge von der Seeseite und von unten her wegtaut, sodass sie leichter ins Schwimmen kommt.