Video-on-Demand von AOL Time Warner
Der Konzern möchte die Verbreitung des interaktiven Fernsehens und neuer Kabelnetz-Anwendungen für den privaten Massenmarkt beschleunigen.
AOL Time Warner hat eine neue Sparte für interaktive Video-Dienste gegründet. Der Konzern möchte die Verbreitung des interaktiven Fernsehens und neuer Kabelnetz-Anwendungen für den privaten Massenmarkt beschleunigen. Neben Video-on-Demand soll die neue Sparte auch Internet-Telefonie und andere neue Dienste über die Breitband-Zugänge anbieten.AOLs Chef, Gerald Levin, ist von diesem Projekt sehr überzeugt: "Dies ist kein verträumter Test, es ist eine Markteinführung", sagt er über die Interactive Video-Sparte im Gespräch mit dem Wall Street Journal.
Time Warner hat bereits vor der Fusion mit AOL Millionen von US-Dollar in Experimente mit dem neuen TV-Medium investiert, aber nur wenig Umsatz erwirtschaftet. Nun hat AOL damit begonnen, Kunden in Columbia (South Carolina) für ein Video-on-Demand-Angebot des US Pay-TV-Senders Home Box Office (HBO) bezahlen zu lassen. Ohne technische Probleme soll es dabei aber nicht abgegangen sein: Am ersten Tag des neuen Angebotes, dem 1.Juli dieses Jahres, brach das System unter der Last des Besucheransturms zusammen; Warner war gezwungen, das Angebot auf 1.000 Nutzer pro Tag zu beschränken. Kalkuliert waren jedoch 30.000 pro Tag; zum jetzigen Zeitpunkt sind es 2.200. Der Service schlägt nach einem kostenlosen Test von 30 Tagen mit 3,95 US-Dollar pro Monat zu Buche. AOL Time Warner plant nun, den HBO-Dienst bis Jahresende weiteren 300.000 Kunden zugänglich zu machen.
Video-on-Demand erfordert erhebliche Investitionen in die Netz-Infrastruktur der Anbieter; will man den Kunden die gewohnte Fernseh-Qualität liefern und ständig verfügbar sein, stoßen auch die im Moment verfügbaren "Breitband"-Netze schnell an ihre Grenzen. Die neue AOL-Sparte hat sich also einiges vorgenommen, wenn sie ihre Ankündigungen verwirklichen möchte.
Die Zukunftspläne erklären auch AOLs grosses Interesse, das Kabelnetz des größten US-Providers AT&T zu übernehmen und damit amerikanischer Marktführer zu werden. Das AT&T-Kabelnetz ist allerdings heißbegehrt; mehrere Firmen haben bereits Angebote abgegeben – darunter auch Mircosoft und Disney, die eine Marktführerschaft ihres Erzrivalen im Kabelgeschäft mit allen Mitteln verhindern wollen. (kav)