Linux-Kernel: Richtlinien für inklusive Sprache integriert

Linus Torvalds hat den Vorschlag für die Vermeidung diskriminierender Sprache trotz Vorbehalte akzeptiert, aber mit Änderungen.

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Open Source Summit Europe: Realtime-Erweiterungen bald im Linux-Kernel

(Bild: Siggy Nowak, gemeinfrei)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Keywan Tonekaboni

Vor einer Woche hatte Intel-Mitarbeiter und Linux-Entwickler Dan Williams vorgeschlagen die Coding-Richtlinien zu überarbeiten. In Zukunft sollen Begriffe wie "Master", "Slave" oder "Blacklist" vermieden werden. Den Patch unterstützten initial Kernel-Entwickler Chris Mason und Greg Kroah-Hartmann. Die Diskussion um verletzende Sprache hatte im Rahmen der Black-Lives-Matter-Probleme auch die Technik- und Open-Source-Szene erfasst.

Die Coding-Richtlinien empfehlen für "Master" Wörter wie "Primary" oder "Main" als Ersatz und für "Slave" Alternativen wie "Secondary" oder "Replica". Anstelle von Blacklist ist "Denylist" oder "Blocklist" aufgelistet beziehungsweise "Allowlist" als Vorschlag für "Whitelist". Die Begriffe sollen nicht nur einladender für Entwickler aus marginalisierten Gruppen sein, sondern auch technisch präziser.

Nach einer Woche Debatte auf der Linux-Kernel-Mailingliste und Überarbeitungen, hat Linus Torvalds den Vorschlag akzeptiert. Am vergangenen Freitagabend integrierte Torvalds den Patch in den Hauptzweig der Kernel-Quellen. Nachdem gut zwei Dutzend andere Kernel-Entwickler ihre Unterstützung bekundeten, hatte Dan Williams Torvalds in einer Mail gebeten nicht weiter zu warten und das aktuelle Merge-Fenster für Linux 5.9 zu nutzen.

Torvalds war in seiner Reaktion zunächst zurückhaltend. Zwar wüssten alle, dass man den Begriff "Slave" nicht mehr verwendet, aber bei Blacklist sehe er keine rassistische Implikation, schrieb Trovalds in einer Reaktion. Der Argumentationen widersprachen andere Entwickler. Dan Williams hatte mit Patch auch ein neues Dokument (inclusive-terminology.rst) eingereicht, dass die Hintergründe erklären sollte. Torvalds befürchtete, dieses Dokument würde nur zu erhitzte Diskussionen führen, welche einer inklusiven Atmosphäre entgegenstehen würden. In einer Überarbeitung des Patches verzichtete Williams auf das Dokument, was auch nicht in die Kernel-Quellen aufgenommen wurde.

Die ergänzten Coding-Richtlinien schreiben dabei keine exakte Sprachreglung vor, sondern geben nur Vorschläge. Die Umsetzung, insbesondere wie auch existierender Code überarbeitet werden soll, obliegt den Maintainern der Subsysteme. Explizit ausgenommen ist auch neuer Code für existierende Schnittstellen (ABI/API) sowie Fälle, wo Protokolle oder Spezifikationen bestimmte Begriffe vorschreiben.

(ktn)