Corona-Impfstoff: Eifrige Forschung mit ungewissem Ausgang

Experten gehen davon aus, dass es schon bald Impfstoffe gegen Covid-19 gibt. Ob die dann aber schon der ganz große Wurf sind, steht auf einem anderen Blatt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 451 Kommentare lesen
Corona-Impfstoff: Eifrige Forschung mit ungewissem Ausgang

Mitarbeitende des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie arbeiten im S3-Sicherheitslabor am Coronavirus.

(Bild: Fraunhofer IZI)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus geht voran. Es gibt Erfolge, in einigen Fällen bilden geimpfte Probanden Antikörper gegen das Virus. Der Nachweis, dass einer der Stoffe auch wirklich schützt, steht aber noch aus.

Innerhalb kürzester Zeit wurden mehr als 150 Projekte initiiert, um Wirkstoffe gegen das Coronavirus zu prüfen. Keine sieben Monate nach Ausbruch der Pandemie werden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits mehr als 20 potenzielle Impfstoffe am Menschen getestet. Einige wenige befinden sich sogar schon in oder kurz vor der entscheidenden Phase der Tests. Experten sind zuversichtlich, dass es Erfolge bei den Impfstoffkandidaten geben wird.

"Es wäre sehr viel Pech, sollten alle scheitern", sagt Soumya Swaminathan, Chefwissenschaftlerin der WHO, im Gespräch mit der dpa. Sie geht davon aus, dass Mitte 2021 ein Impfstoff in größerem Maßstab zur Verfügung stehen könnte. Doch selbst dann werde Impfen vermutlich nur ein Baustein im Kampf gegen das Virus sein.

Auch Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) prognostiziert, dass es im kommenden Jahr mehrere zugelassene Impfstoffe geben wird. "Der große Wurf wird da aber wahrscheinlich noch nicht dabei sein", meint Ulbert. So dürften die ersten Mittel nur bestimmten Gruppen zugutekommen, etwa jungen, gesunden Menschen. "Die Risikogruppen, vor allem Senioren, sind auch am schwersten zu impfen." Ihr Immunsystem reagiert oft nicht so gut auf Impfungen. Bis alle erreicht werden können, werde es noch länger dauern.

Zwar haben einige Hersteller in den vergangenen Wochen Daten vorgelegt, denen zufolge bestimmte Impfstoffkandidaten im menschlichen Körper die Bildung von spezifischen Antikörpern anregen, die zumindest im Laborversuch die Virusvermehrung hemmen. Bislang wurde aber noch für keinen potenziellen Impfstoff nachgewiesen, dass er wirklich Menschen vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützt. Dafür sind klinische Studien der Phase III notwendig. Doch erst bei einem der Kandidaten ist eine solche Studie schon richtig angelaufen. Dabei bekommen Tausende Freiwillige den Impfstoff verabreicht. Nach einigen Monaten lässt sich dann feststellen, wie viele dieser Menschen sich im Vergleich zu einer Kontrollgruppe infiziert haben. "Es ist wichtig, Wirksamkeitsdaten aus kontrollierten klinischen Prüfungen zu bekommen. Dafür braucht es aber hohe Infektionsraten", erklärt Klaus Cichutek, Präsident des für Impfstoffe bundesweit zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI).