Film "Edison": Ein Leben voller Schatten

Hollywood hat den Stromkrieg zwischen Westinghouse und Edison verfilmt – und war dabei für seine Verhältnisse sogar recht mutig.

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Passend zu unserem Stück über den Stromkrieg zwischen Westinghouse und Edison (Heise select - paywall) kommt jetzt der Film dazu in die Kinos: "Edison – ein Leben voller Licht" (im Original etwas weniger pathetisch "The Current War"). Lohnt sich der Kinobesuch?

Nun ja. Es ist zunächst einmal routiniert erzähltes US-Mainstream-Kino. Gute Schauspieler, gute Musik, hübsche Kostüme, aufwendige Ausstattung, und so weiter. Was mich etwas überrascht hat, war der Mut, den kultisch verehrten Erfinder doch relativ ambivalent bis negativ darzustellen. Edison, gespielt von Benedict Cumberbatch, erscheint arrogant, uneinsichtig, gehetzt und cholerisch. Ein Leben voller Schatten, gewissermaßen.

Sehr viel positiver kommt sein Gegenspieler George Westinghouse weg. Nikola Tesla spielt leider nur eine kleine Rolle, seine Eigenarten sind ins Karikaturhafte überzeichnet. Im August soll ein eigenes Biopic über Tesla mit Ethan Hawk in der Hauptrolle ins Kino. Ich bin gespannt zu sehen, wie sich dessen Interpretation vom Popcorn-Kino aus dem Hause Weinstein unterscheidet.

Großer technischer oder historischer Unfug ist mir nicht aufgefallen, sachlich scheint alles in Ordnung zu sein – bis auf ein paar Goofs und künstlerische Freiheiten. Nervig ist allerdings, dass die Macher zwischendurch der Mut verlässt, ihre unsentimentale Interpretation durchzuziehen. So glätten sie immer wieder das Kantige an Edison, etwa durch die dick aufgetragene Darstellung als liebender Ehemann und Vater. Oder durch die (Achtung, Spoiler!) kitschige Versöhnungsszene am Schluss. Völlig über seinen Schatten springen kann oder will das Hollywood-Kino offenbar noch immer nicht.

Wer nicht mit dem Stromkrieg vertraut ist, erhält eine unterhaltsame Geschichtsstunde. Wer die Geschehnisse schon kennt, erfährt wenig Neues, bekommt aber solide Kinokost.

(grh)