EU-Kartellbeschwerde gegen Apple: Telegram will App-Store-Zwang aufbrechen

Apple müsse iPhone-Nutzern erlauben, Apps außerhalb des App Stores beziehen zu können, heißt es in der Beschwerde des Messaging-Dienstes.

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Wer auf dem iPhone präsent sein will, muss sich Apples Regeln beugen.

(Bild: dpa, Justin Lane)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Ein weiterer bekannter App-Anbieter hat eine Kartellbeschwerde gegen Apple bei der Europäischen Kommission eingereicht. Apple schränke den Wettbewerb ein, heißt es in der formellen Beschwerde des Messaging-Dienstes Telegram, der an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager zugestellt wurde, wie die Financial Times berichtet.

Apple habe Telegram im Jahr 2016 unter Verweis auf die App-Store-Regeln daran gehindert, eine Gaming-Plattform an den Start zu bringen, so einer der Vorwürfe des Messaging-Dienstes. Man habe die Unternehmung dann gestoppt, um nicht aus dem App Store geworfen zu werden und damit den Zugang zum iPhone zu verlieren.

Apple habe "Monopolmacht" über den iOS-App-Markt und könne so Innovationen blockieren sowie eine "kolossale Provision von 30 Prozent" für den Verkauf digitaler Dienste verlangen, zitiert die Financial Times aus der Beschwerde. Apple müsse "Nutzern die Möglichkeit erlauben, Software auch außerhalb des App Stores herunterladen zu können", betont Telegram.

Es gebe viele "Mythen", die Apples 30-Prozent-Provision rechtfertigen sollen, schrieb Telegram-Gründer Pavel Durov in einem der Beschwerde vorausgehenden Posting. Wer einen Dienst anbietet, der "sozial relevant" sein soll, müsse zwangsläufig für das "Duopol" iOS und Android entwickeln – man könne nicht einfach alle iPhone-Nutzer ausklammern, nur weil einem Apples Regeln nicht passen.

Apples Verweis darauf, dass auch andere App-Läden eine ähnlich hohe Provision einfordern, sei "irrelevant", so Durov weiter, schließlich könnten App-Anbieter ihre Apps für Android auch außerhalb von Google Play direkt vertreiben oder einen konkurrierenden App-Laden gründen, diese Option ist für den App-Vertrieb auf iPhone und iPad versperrt. Einen App Store zu betreiben koste nur einen Bruchteil der Milliardenbeträge, die Apple an Apps anderer Anbieter mitverdiene.

Apple argumentiert, es würden für alle Entwickler die gleichen Regeln gelten und der Konzern sei in keinem Markt dominant – es gebe "heftige Konkurrenz" im Smartphone-Markt, so Apple-Chef Tim Cook. Die EU-Kommission hat bereits zwei Untersuchungen eingeleitet, die klären sollen, ob Apples Vorgaben in Hinblick auf App Store und Apple Pay zu Wettbewerbsverzerrungen führen. (lbe)