Dragon-Kapsel: Willkommen zurück und "Thanks for flying SpaceX"

Erstmals seit 45 Jahren ist ein bemanntes US-Raumfahrzeug wieder im Meer gewassert. Für unnötige Gefahr sorgten Schaulustige mit Booten. Das trübte die Feier.

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Kapsel mit 4 Fallschirmen knapp über dem Meer

Die Crew-Dragon-Kapsel Endeavor wassert im Golf von Mexiko.

(Bild: NASA/Bill Ingalls)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Space Raumkapsel Endeavor vom Typ Crew Dragon ist Sonntagnachmittag (Ortszeit) erfolgreich im Golf von Mexiko gewassert. "Willkommen zurück am Planeten Erde, und danke, dass Sie SpaceX geflogen sind!", begrüßte SpaceX-Mitarbeiter Michael Heiman die beiden Astronauten Douglas G. Hurley und Robert L. Behnken über Funk. Die Kapsel wurde plangemäß aus dem Wasser geborgen, obwohl Schaulustige mit mehreren privaten Booten die Arbeiten gefährdeten.

Sie näherten sich bis auf wenige Dutzend Meter der gewasserten Raumkapsel an. Damit haben sie das SpaceX-Team aber auch sich selbst einem unnötigen Risiko ausgesetzt. Ein Boot verschaffte mit einer großen Fahne dem um seine Wiederwahl bangenden US-Präsidenten Donald Trump zweifelhafte Aufmerksamkeit.

Öffentliche Kritik richtete sich sofort auf die US-Küstenwache. Diese reagierte nach einigen Stunden mit einer Stellungnahme: Sie habe zwei Schiffe vor Ort gehabt. Weil aber die Wasserungsstelle mehr als zwölf Seemeilen vor der Küste lag, fehle die rechtliche Grundlage für eine Bootsverbotszone. Deshalb habe die Streitkraft nur eine Gefahrenwarnung veröffentlicht und zwei Stunden vor der Wasserung per Funkspruch um Fernbleiben ersucht.

SpaceX-Kapsel: Zurück von der ISS (15 Bilder)

Warten auf die Dragon-Kapsel
(Bild: NASA/Bill Ingalls)

Einer der Schaulustigen nutzte die Gelegenheit sogar für Wahlwerbung.

(Bild: NASA TV (Screenshot))

Angesichts limitierter Ressourcen der Küstenwache hätten die Kapitäne diese Aufforderung ignoriert. Die Küstenwache bestätigt, dass sie das Recht gehabt hätte, die Boote anzuhalten und an Bord zu gehen, aber "es hätte massiven Aufwand erfordert, jedes eindringende Boot anzuhalten oder hinauszueskortieren". Mit anderen Worten: Die Küstenwache hat sich überfordert gefühlt und dann gar keine Schaulustigenboote angehalten.

NASA-Chef Jim Bridenstine freute sich, dass auf Raumfahrtseite alles nach Plan gelaufen ist. Nicht normal sei aber "dass wir Passanten haben, die dem Fahrzeug nahe kommen während Distickstofftetroxid in der Atmosphäre ist. Das ist etwas, das nicht gut ist. Wir müssen sicherstellen, dass wir die Leute warnen, in Zukunft dem Raumfahrzeug nicht zu nahe zu kommen." Es gäbe viele Möglichkeiten, Raumfahrterfolge zu feiern. "Sich dem Raumfahrzeug zu nähern gehört sicher nicht dazu."

Das Aussteigen der Astronauten nach Bergung der Kapsel aus dem Wasser verzögerte sich, weil an der Raumkapsel zu viel Distickstofftetroxid gemessen wurde. Die Triebwerke des Crew Dragon setzen eine hypergole Treibstoffmischung aus Distickstofftetroxid und einer Hydrazin-Variante ein. Leider sind diese Stoffe hochgiftig.

Sie lassen sich, getrennt, gut lagern, und reagieren heftig, wenn sie miteinander in Berührung kommen. Die Explosion der SpaceX-Raumfähre Crew Dragon auf einem Teststand im April 2019 konnte auf eine undichte Stelle an einem Triebwerk zurückgeführt werden, wodurch Distickstofftetroxid ausgetreten war.

Doug Hurley und Bob Behnken in der Crew Dragon knapp vor dem Abflug von der ISS

(Bild: NASA)

Gut eine Stunde nach ihrer Wasserung und etwa 19 Stunden nach dem Verlassen der Internationalen Raumstation (ISS) konnte Hurley und Behnken die Raumkapsel verlassen. Damit war die am 30. Mai gestartete Mission ein voller Erfolg.

Damals hatte SpaceX ihren ersten bemannten Start zur ISS geschafft. Eine Falcon-9-Rakete brachte die beiden Amerikaner auf den Weg zu ISS. Das Unternehmen wurde damit das erste privatwirtschaftliche Unternehmen, das Personen in den Erdorbit transportiert. In den USA war das besonders bejubelt worden, weil es der erste bemannte Start von US-Boden seit dem Ende des Space Shuttle vor neun Jahren war. In der Zwischenzeit hatte die NASA Russland viel Geld für den Transport von Astronauten zahlen müssen.

SpaceX wird die Raumkapsel nun genau untersuchen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen in die Konstruktion weiterer Dragon- und Crew-Dragon-Kapseln einfließen. Die Firma plant den Bau einer Flotte wiederverwendbarer Raumkapseln. Die Größe der Flotte wird von der erwarteten Nachfrage abhängen, die derzeit noch nicht absehbar ist. Konkurrent Boeing bereitet ebenfalls kommerzielle Raumflüge vor.

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(ds)