Interne Dokumente: Google gibt freiwillig umfangreiche Nutzerdaten an US-Polizei

Der US-Konzern schickt offenbar regelmäßig Profile rechtsextremer Nutzer an US-Strafverfolger. Kritisierte Kommentare bleiben aber online.

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Interne Dokumente: Google gibt freiwillig umfangreiche Nutzerdaten an US-Polizei

(Bild: zef art/Shutterstock.com)

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Google leitet offenbar regelmäßig detaillierte Informationen zu einzelnen Nutzern an US-Strafverfolger weiter, ohne gleichzeitig aber auf den eigenen Plattformen gegen deren Beiträge vorzugehen, selbst wenn die mutmaßlich gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Das berichtet der britische Guardian unter Berufung auf interne Polizeidokumente, die unter dem Codenamen #BlueLeaks öffentlich gemacht wurden. Die betroffenen Nutzer hatten demnach oft online mit Gewalt gedroht oder sich rechtsextrem geäußert, schreibt die Zeitung. Kritiker werfen Google demnach vor, die Nutzer zu gefährden und gleichzeitig offenbar nur Verantwortung abschieben zu wollen.

Wie der Guardian nun ausführt, stammen die Dokumente von Googles CyberCrime Investigation Group (CIG). Sie gingen demnach an eine Polizeieinrichtung im Norden Kaliforniens, die dem Austausch zwischen den verschiedenen lokalen und überregionalen Polizeibehörden dient. Freiwillig übermittelt wurden den geleakten Dokumenten zufolge Daten zu den Online-Aktivitäten der betroffenen Nutzer, sowie detaillierte Nutzerdaten – darunter E-Mail- und reale Adressen und Login-Zeiten mit IP-Adressen. Viele der Berichte enthielten demnach auch Kopien von Kommentaren, die die Nutzer bei Google-Diensten wie Youtube gemacht haben.

Die betroffenen Nutzer sind demnach durch rechtsextreme Kommentare und Gewaltandrohungen ins Visier der Google-Mitarbeiter geraten. So habe einer nach dem Namen des "asiatischen Doktors" verlangt, der "den Coronavirus-Ausbruch zugelassen hat" und "Ich werde seine Tochter ins Gesicht schießen". Ein anderer betroffener Nutzer habe kommentiert, "man muss in das Haus, wenn er schläft und seine Kinder erschießen". Auch den Verfasser eines "Töte sie alle", habe es getroffen. Aber obwohl Google dies an die Polizeibehörde gemeldet habe, seien einige der Kommentare erst im Zuge der Berichterstattung des Guardian gelöscht worden.

Google selbst hat gegenüber der britischen Zeitung inzwischen erklären lassen, dass die Berichte über eine normale Meldefunktion veranlasst worden seien. Warum Google selbst nicht in jedem Fall Konsequenzen für die eigenen Plattformen gezogen hat, wurde nicht erklärt. Saira Hussein von der Electronic Frontiers Foundation stellt deshalb die Vermutung in den Raum, dass Google sich damit nur absichern wolle und fragt: "Sieht Google seine Verantwortung nur im Melden an die Strafverfolger, um dann einfach weiterzumachen?" Steven Renderos von der Non-Profit-Organisation MediaJustice bezeichnet das Googles Vorgehen sogar als verantwortungslos. Hass auf Googles Plattformen sei ein reales Problem, aber die Verantwortung derart abzuschieben, sei nicht die Lösung.

(mho)