Dänischer Geheimdienstskandal: Kooperation mit der NSA im Visier

Dänemarks Auslandsgeheimdienst hat wohl der NSA Zugriff auf Kommunikationskabel gewährt und damit mutmaßlich die Überwachung von Dänen ermöglicht.

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Dänischer Geheimdienstskandal: Kooperation mit der NSA im Visier

(Bild: BABAROGA/esfera/Shutterstock.com)

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Im dänischen Geheimdienstskandal geht es laut einem Medienbericht auch um eine rechtswidrige Kooperation mit dem US-Geheimdienst NSA. Wie der dänische öffentlich-rechtliche Rundfunk DR (Danmarks Radio) berichtet, hat der Auslandsnachrichtendienst FE seinem US-Pendant Zugriff auf die Rohdaten eines Kommunikationskabels gewährt. Dem Forsvarets Efterretningstjeneste ist bei seiner Arbeit zur Auslandsaufklärung aber untersagt, Daten über Dänen zu sammeln oder weiterzugeben. Bei einem solchen Direktzugriff kann das aber nicht ausgeschlossen werden.

Der Chef des militärischen Nachrichtendiensts FE, der gleichzeitig Dänemarks Auslandsnachrichtendienst ist, war am Montag überraschend suspendiert worden. Auch zwei leitende Mitarbeiter müssen ihre Tätigkeit erst einmal ruhen lassen. Hintergrund waren Untersuchungen auf Basis von Dokumenten, die Whistleblower an die für den Geheimdienst zuständige Aufsichtsbehörde TET übergeben hatten. Neben der rechtswidrigen Weitergabe von Daten über dänische Staatsbürger wurde Geheimdienstchef Lars Findsen außerdem vorgeworfen, Informationen vor der Aufsichtsbehörde zurückgehalten und falsche Angaben zur Arbeit des FE gemacht zu haben.

Inzwischen ist auch sein Vorgänger in den Fall verwickelt: Thomas Ahrenkiel wurde ebenfalls suspendiert und wird nicht wie geplant am 1. September dänischer Botschafter in Deutschland. Er leitete den FE von 2010 bis 2015, schreibt die dänische Zeitung Der Nordschleswiger.

In Dänemark ist derweil bereits die Rede vom möglicherweise größten Geheimdienstskandal der Landesgeschichte. Dem Nordschleswiger zufolge soll der Auslandsgeheimdienst schon vor der Einrichtung der Aufsichtsbehörde "operative Aktivitäten im Widerspruch zur dänischen Gesetzgebung" durchgeführt haben. Wie lange, ist demnach nicht bekannt. DR schreibt noch, dass auch unklar ist, ob die Tätigkeiten sogar noch andauern. Es verfestigt sich jedenfalls das Bild eines Skandals, der jenen ähnelt, die den Enthüllungen von Edward Snowden folgten. Weder die dänischen Stellen noch die NSA haben die Berichte kommentiert.

(mho)