Bitkom ermittelt schlechte Noten für Digitalisierung der Schulen

Für Bevölkerung und Eltern ist laut einer Umfrage des Bitkom klar: Die Digitalisierung der Schulen ist gerade noch ausreichend. Eine Zeitenwende wird angemahnt.

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Bitkom ermittelt schlechte Noten für die Digitalisierung der Schulen

(Bild: Ulza/Shutterstock.com)

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Wie der Bitkom durch eine repräsentative Umfrage ermittelt hat, vergeben die Gesamtbevölkerung als auch Eltern schlechte Noten an die hiesige Schulpolitik, wenn es um den Grad und die Ausgestaltung der Digitalisierung der Schulen geht. Die Coronavirus-Pandemie habe die Schwächen der deutschen Schulen deutlich aufgezeigt. Auffallend ist: Die Zahl der "Digitalverweigerer" unter den Befragten ist äußerst gering. Der Hemmschuh für die konsequente Digitalisierung der Schulen wird woanders verortet.

Bitkom-Präsident Achim Berg zeigte sich unzufrieden, als er während der Pressekonferenz zur neuesten Bitkom-Umfrage auf die Auswertung hinwies: "Die Ergebnisse sind sehr ernüchternd". So habe die Corona-Pandemie die Defizite bei der Digitalisierung der Schulen schonungslos offengelegt. Dieser Aussage hatten 89 Prozent der Bevölkerung und 88 Prozent der Eltern in der Bitkom-Umfrage zugestimmt.

Einem großen Wunsch wurde ebenso viel Ausdruck verliehen; 87 Prozent der Bevölkerung und 90 Prozent der Eltern wünschen sich, dass Schulen noch in diesem Schuljahr in die Lage versetzt werden sollten, Schülerinnen und Schüler per Homeschooling unterrichten zu können. Denn hier sehen Eltern und Bevölkerung große Defizite. Auf die Bitte, mit Schulnoten zu beurteilen, wie die Schulen auf einen möglichen erneuten Lockdown vorbereitet sind, vergibt die Gesamtbevölkerung die Note "ausreichend" (4,3), die Eltern sogar ein "mangelhaft" (4,6). Ein Großteil der Eltern schulpflichtiger Kinder geht also davon aus, dass im Falle erneuter Schulschließungen der Unterricht kaum aufrechterhalten werden könnte.

Dass Homeschooling nach der Corona-Pandemie zum Standardrepertoire für Schulen gehören sollte, befürworten 47 Prozent der Bevölkerung und 48 Prozent der Eltern – also nur knapp die Hälfte. Ein kompletter Wechsel ins Homeschooling, solange die Pandemie andauert, erfährt nur von wenigen Befragten Zustimmung (Bevölkerung 28 Prozent, Eltern 20 Prozent).

Trotzdem verdeutliche die Umfrage laut Berg, dass die Bevölkerung im Bereich der Schulen einen großen Digitalisierungswillen zeige. So stimmten 88 Prozent der Bevölkerung und 93 Prozent der Eltern der Aussage zu, dass "der Einsatz digitaler Technologien wie Computer, Smartboards oder Tablets in allen Schulen Standard sein sollte". Zudem sollten digitale Kompetenzen "im Schulunterricht einen höheren Stellenwert genießen" (Bevölkerung 81 Prozent, Eltern 87 Prozent). Lediglich drei Prozent aller Befragten und zwei Prozent der befragten Eltern stimmten der Aussage zu, dass "digitale Technologien wie Computer oder Tablets in Schulen nichts zu suchen haben sollten".

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Wo hakt es also in der deutschen Schulpolitik, wenn Bevölkerung und Eltern so klare Aussagen treffen? Achim Berg konstatierte: "Ich kenne nur wenige ambitionslosere Digitalisierungsprojekte als die Digitalisierung der Schulen".

Einer der größten Hemmschuhe aus Sicht der Befragten sei der Föderalismus. Der Aussage, dass dieser die Digitalisierung der Schulen bremse, stimmten 72 Prozent der Bevölkerung und 76 Prozent der Eltern zu. Die Befragten stimmten den Aussagen mehrheitlich zu, dass "ausschließlich der Bund für die Bildungspolitik statt der Länder verantwortlich sein sollte" (Bevölkerung 71 Prozent, Eltern 79 Prozent) und "dass jedes Bundesland ein eigenes Bildungssystem hat, ist nicht mehr zeitgemäß" (Bevölkerung 65 Prozent, Eltern 70 Prozent). Zusätzlich hätten rechtliche Bedenken und fehlende Konzepte gerade im Frühjahr den Umstieg auf das Homeschooling und digitales Lernen behindert, merkte Berg an.

Und nach Ansicht des Bitkom laufe auch besonders die Umsetzung des Digitalpakts zu schleppend bürokratisch – ein großer Teil der Gelder des Digitalpakts ist noch nicht in den Schulen angekommen. Hier müsse auf politischer Ebene und in den Verwaltungen mehr passieren. "Vom Bund bis zum regionalen Schulamt sind alle gefordert, den Digitalpakt zur Wirkung zu bringen", unterstrich Berg. Als äußerst positiv habe sich in den vergangenen Monaten die unbürokratische Hilfe für Schülerendgeräte in Höhe von 500 Millionen Euro vom Bund erwiesen. "So einfach sollte es auch beim Digitalpakt laufen."

(Bild: Bitkom)

Die repräsentative Befragung wurde im August unter 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren vorgenommen, darunter 269 Eltern schulpflichtiger Kinder.

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