Computeruhren: Apple Watch noch immer vorne

Fünf Jahre nach der Vorstellung von Apples Computeruhr beherrscht sie weiter der Smart-Watch-Markt. Dabei sah das anfangs ganz anders aus.

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Apple Watch 2015

Vor fünf Jahren startete der Verkauf der Apple Watch.

(Bild: dpa, picture alliance / dpa)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christoph Dernbach
  • dpa
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Apples für den heutigen Dienstag in Cupertino geplante Präsentationsveranstaltung trägt den Namen "Time flies" – die Zeit fliegt. Das könnte einiges damit zu tun haben, dass Beobachter unter anderem neue Apple-Watch-Modelle erwarten – vermutlich "Series 6" getauft. Es ist ein Jubiläumsjahr für den Konzern: Vor fünf Jahren kamen die ersten Smartwatches aus dem Hause Apple auf dem Markt. Seither hat sich die Marktdominanz eher noch erhöht.

Selbst das iPhone kommt im Weihnachtsgeschäft weltweit nicht groß über einen Marktanteil von 20 Prozent hinaus – um dann für den Rest des Jahres wieder auf Werte um 15 Prozent zurückzufallen. Samsung und Huawei verkaufen in der Regel jeweils mehr Smartphones als Apple. Und alle Hersteller von Android-Geräten zusammengerechnet, lassen die iOS-Plattform von Apple zahlenmäßig weit hinter sich.

Bei den Smartwatches sieht die Lage anders aus. Zwar verlief der Verkaufsstart der ersten Apple Watch im April 2015 nicht unbedingt so, wie der iPhone-Konzern sich das vorgestellt hatte. Der damalige Apple-Chefdesigner Jony Ive hatte noch davon geträumt, in das Segment der Luxusuhren vorzustoßen. Die aberwitzig teure, goldene Apple Watch Edition, die zwischen 11.000 und 18.000 Euro kostete, erwies sich als Ladenhüter.

Die technisch identischen Versionen mit einem Aluminium- oder Edelstahl-Gehäuse waren hingegen weit billiger zu haben und lockten ein Millionen-Publikum. Apple stand damals – wie so oft – nicht in der ersten Reihe, um die neue Produktsparte ins Leben zu rufen. Doch auch keinem der Wettbewerber war es bis zu diesem Zeitpunkt gelungen, eine Computeruhr im Massenmarkt zu etablieren.

Manche Sportler trugen spezialisierte Smartwatches von Polar oder Fitness-Armbänder von Fitbit am Handgelenk. Und Google versuchte etwas halbherzig, mit Partnern wie Fossil oder dem Schweizer Luxusuhren-Hersteller Tag Heuer eine Variante des Betriebssystems Android, die inzwischen WearOS heißt, auf die Uhr zu bringen. Zum Durchbruch reichte es nicht.

Im Wettlauf um die Vorherrschaft im Smartwatch-Markt kam Apple der Umstand zugute, dass viele Käufer ein iPhone oder andere Geräte von Apple besitzen. Sie lassen sich untereinander einfacher verknüpfen als Geräte von unterschiedlichen Herstellern aus dem Android-Lager. Dieser Vorteil schlug sich auch in der Apple-Bilanz nieder.

Die Absatzzahlen der Apple Watch kommuniziert der Konzern zwar nicht, auch der Umsatz in Dollar wird in einer größeren Sparte versteckt. Es gibt aber zuverlässige Schätzungen: Der als treffsicher geltende Analyst Neil Cybart von AboveAvalon hat vor Kurzem berechnet, dass inzwischen 103,2 Millionen Geräte verkauft wurden. Im Weihnachtsquartal 2018 wurde demnach erstmals die Schwelle von 10 Millionen Stück überschritten, ein Jahr später lagen 13,8 Millionen Apple Watches unter dem Weihnachtsbaum.

Als Clou erwies sich aber vor allem die Entscheidung von Konzernchef Tim Cook, das Fitness- und Gesundheitsangebot der Computeruhr in den Vordergrund zu stellen und auszubauen. Cook, der regelmäßig morgens um fünf Uhr im heimischen Fitnessstudio steht, sorgte nicht nur dafür, dass die Apple Watch Bewegungen und sportliche Aktivitäten des Besitzers erfasst. Seit der vierten Auflage (2018) kann die Apple Watch auch Herzrhythmusstörungen erkennen, ein einfaches EKG aufzeichnen und Stürze registrieren. Das Modell aus dem Herbst 2019 erhielt einen Bildschirm, der ständig leuchtet und nicht nur, wenn das Handgelenk gehoben wird. Parallel senkte Apple den Preis älterer Modelle

Nach Berechnungen des Marktforschungsinstituts Strategy Analytics dominiert Apple mit einem Marktanteil von 55,5 Prozent (Absatz) die gesamte Branche, gefolgt von Samsung (13,9 Prozent) und Garmin (8,0 Prozent). In den Top-3 taucht der Smartwatch-Pionier Fitbit gar nicht mehr auf, der für rund zwei Milliarden Dollar von Google übernommen werden soll – wenn die Wettbewerbshüter grünes Licht geben. Der Milliardendeal zeigt aber auch, dass Google das Segment noch nicht aufgegeben hat. Samsung setzt im Wettlauf mit Apple allerdings nicht auf das Google-System Android Wear, sondern auf die eigene Software Tizen. Dass der chinesische Tech-Riese Huawei mit seinen Smartwatches auch auf ein eigenes System setzt, zeigt, dass Google bei seiner Aufholjagd mit WearOS gegenüber Apple aktuell nicht auf viel Unterstützung außerhalb des Geschäfts mit sogenannten Fashion-Uhren von Anbietern wie Fossil zählen kann. (bsc)