Frischer Wind auf alten Wellen
Neben dem UKW-Hörfunk fristete die gute alte Mittelwelle bisher ein Schattendasein. Durch digitalisierte Signalübertragung soll sich das in Zukunft ändern.
Das Hören eines Mittelwellensenders kommt heute noch einer akustischen Zeitreise in die Pioniertage des Radios gleich: Ein sattes Grundrauschen, abgeschnittene Höhen und zahlreiche Störgeräusche sorgen beim Kriminalhörspiel des Deutschlandfunks vielleicht für zusätzliche Atmosphäre – dem HiFi-Fan lassen sie sofort das Blut in den Adern gefrieren.
Eine neue Technik soll nun frischen Wind für die alte Welle bringen: Digital Radio Mondiale – kurz DRM – lautet das Stichwort, unter dem das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) auf der IFA eine Nutzung des AM-Frequenzbandes vorstellt. Statt analog wird das Programm als digitaler AAC-Strom mit 24 kBit/s ausgestrahlt. Die hohen Frequenzen werden über das Verfahren der spectral band replication (SBR), das auch bei mp3Pro zum Einsatz kommt, auf der Empfängerseite rekonstruiert.
"Problem bei Lang-, Mittel- und Kurzwelle sind die extrem einfache Amplitudenmodulation und damit die vielfältigen Störungen auf dem Übertragungsweg", erklärt Dipl.-Ing. Albert Heuberger vom IIS. Allerdings kann man auf diesen Frequenzbändern mit wenigen Sendern sehr große Gebiete versorgen. Das macht sie auch weiterhin interessant, vor allem in der neuen Qualität. "Der akustische Unterschied von analoger Kurzwelle zu digitaler Kurzwelle ist wie Tag und Nacht", so Heuberger.
Tatsächlich haben sich schon erste Interessenten für die digitale Mittelwelle gefunden: Letztes Jahr erwarb ein Radio-Ableger des Jugendsenders VIVA eine Sendelizenz für 702 und 885 kHz. Schon Ende des Jahres will man in Nordrhein-Westfalen mit der Testausstrahlung des digitalen Jugendradios beginnen. Erste Endgeräte soll es ab 2003 geben. Wenn man will, kann man im Internet einen ersten Höreindruck des "Digital Radio Mondial" gewinnen. Alternativ besucht man das IIS auf der IFA in Halle 5.3, Stand 08. (sha)