Zukunftsvision vom Feinsten

Vor sieben Jahren traute man 2020 noch die unglaublichsten Dinge zu.

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Das Jahr 2013 liegt für mich gefühlt noch nicht besonders weit zurück. Edward Snowden enthüllte die NSA-Abhörpraxis, der Papst trat zurück, Angela Merkel wurde wiedergewählt, die IAA stand ganz im Zeichen autonomer Autos. Sehr viel scheint sich seitdem nicht getan zu haben: Snowden ist immer noch im Exil, Merkel immer noch Kanzlerin, Franziskus immer noch Papst, unsere Hände sind immer noch am Lenker. Im Rückblick wirken sieben Jahre ziemlich kurz.

Ganz anders sieht die Sache aus, wenn man nach vorne blickt. Da sind sieben Jahre plötzlich wie ein ganzer Ozean an Zeit, in denen die unglaublichsten Dinge passieren können. Schön beobachten lässt sich das am „Project 2020“ der International Cyber Security Protection Alliance (ICSPA). 2013 hatte die ICSPA darin drei Digitalisierungs-Szenarien für 2020 vorgestellt. Die entsprechende Webseite ist mittlerweile offline, doch hier kann man das entsprechende Paper noch herunterladen, und hier gibt es das dazugehörige Video.

Vor allem das erste Szenario ist Techno-Futurismus vom Feinsten. Die VR-Brille Oculus Rift war 2013 gerade als Entwickler-Kit herausgekommen, und alle hielten VR und AR für das nächste große Ding (wir übrigens auch). Daraus extrapoliert die ICSPA eine Welt, in der praktisch jeder mit einer AR-Brille herumläuft, die ständig die reale Welt mit personalisierter Werbung überlagert. Spezialisierte – und kostenpflichtige – Datenbroker blocken unliebsame Werbung ab, machen die persönlichen Informationen der Nutzerin namens Kinuko zu Geld und pflegen deren Online-Reputation. Außerdem liefert der Broker ihr verschiedene virtuelle Identitäten mit unterschiedlichen Graden der Anonymität, je nach Anlass.

Die heutige Realität ist deutlich schnöder: Die Oculus-Brillen werden nicht mehr in Deutschland verkauft, und der AR-Pionier Magic Leap zieht sich aus dem Consumer-Geschäft zurück und entlässt die Hälfte der Mitarbeiter. Aber vielleicht gelingt der AR in den nächsten sieben Jahren ja ein Comeback. Bis dahin kann ja noch viel passieren.

(grh)