Amazon-Mitarbeiter streiken am Prime Day

Zwei Tage sollen Mitarbeiter von Amazon an verschiedenen Standorten nach dem Willen Verdis streiken.

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Amazon-Mitarbeiter in Bad Hersfeld im Streik

(Bild: Ioan Panaite/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat Amazon-Mitarbeiter von Versandzentren in Deutschland am Prime Day, der sich über zwei Tage erstreckt, zum Streik aufgerufen. Demnach sollen die Mitarbeiter an den Standorten Leipzig, Bad Hersfeld, Rheinberg, Werne, Graben bei Augsburg und Koblenz ab Dienstag ihre Arbeit niederlegen. Neben der Anerkennung regionaler Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels fordert Verdi auch Verbesserungen beim Gesundheitsschutz der Mitarbeiter in Corona-Zeiten.

"Die Beschäftigten legen seit Beginn der Corona-Pandemie Höchstleistungen an den Tag, oft ohne hinreichenden Schutz", sagt Orhan Akman, Verdi-Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Versandhandel. Die hohe Belastung, die durch das erhöhte Bestellaufkommen bei Amazon durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde, mache sich nicht ausreichend im Geldbeutel bemerkbar. Zwar habe Amazon-Chef Jeff Bezos seinen Mitarbeitern ab März eine Corona-Zulage in Höhe von zwei Euro pro Stunde gezahlt, diese dann aber im Mai wieder einkassiert, während er selbst "Milliarden verdient", so Verdi weiter. Deshalb soll diese Zulage dauerhaft gezahlt und tariflich als Gehaltserhöhung festgeschrieben werden, fordert die Gewerkschaft für die Amazon-Mitarbeiter.

Im September hatte Amazon das Gehalt seiner Beschäftigten bereits um 1,8 Prozent erhöht. Das sei aber nicht genug. Amazon hätte sich nur an den tarifvertraglich vereinbarten Einkommenssteigerungen im Einzelhandel orientiert. Einen Tarifvertrag, wie seit Jahren von Verdi gefordert, verweigere Amazon aber weiterhin. Darin sind neben der tariflichen Festschreibung der Höhe der Gehälter und Lohnanpassungen auch Sonderzahlungen wie Weihnachtgeld und Urlaubsgeld festgeschrieben. Da klaffe bisher noch eine Lücke, so Akman. Deshalb gebe es keine Alternative zum Abschluss eines Tarifvertrages. Notfalls müsse das Gesetz geändert werden, damit keine "einseitige Blockaden auf dem Rücken der Beschäftigten" mehr möglich sind.

Amazon sieht das traditionell anders. Die Tätigkeiten der Mitarbeiter an den betroffenen Standorten seien der Logistik zuzuordnen und keine Tätigkeiten des Einzelhandels. Entsprechend lehnt Amazon einen Einzelhandelstarifvertrag für sie ab. Amazon hat sich selbst bisher als ein fairer und verantwortungsbewusster Arbeitgeber gesehen – auch ohne dass ein Tarifvertrag besteht, hieß es im Mai von Amazon. Die Auswirkungen der bisherigen Streiks und auch die Arbeitsniederlassungen an den beiden Tagen des Prime Days sieht Amazon als gering an. Wie ein Unternehmenssprecher bekanntgab, werde es aufgrund der geringen Beteiligung an den Ausständen zu keinen Einschränkungen für die Kunden kommen: "Die Pakete kommen pünktlich zu den Kunden, wir sehen keine Auswirkungen der Streiks."

Die Ausstände haben an den verschiedenen Standorten bereits um Mitternacht begonnen, darunter in Bad Hersfeld, Rheinberg und Koblenz. Die genaue Anzahl der Mitarbeiter, die sich an den Streiks beteiligen, ist derzeit noch unklar.

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(olb)