Twitter geht gegen alle Völkermord-Lügen vor

Facebook möchte ausdrücklich nur Lügen über den gegen Juden gerichteten Holocaust löschen. Twitter geht weiter.

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Weißer Grabstein, weiße Kreuze, dahinter ein Regenbogen

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Update
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Twitter möchte Tweets löschen, die den Holocaust leugnen – oder andere Völkermorde. Das hat das Unternehmen am Mittwoch bestätigt. Eine formelle Änderung der Twitter-Regeln gibt es dazu nicht. Vielmehr handelt es sich um eine Auslegung der bereits bestehenden Richtlinie zu Hass schürendem Verhalten.

Schwerpunkt: Monopole, Datenmissbrauch, Hass - Wie reparieren wir das Internet?

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Wer fragt, wie das Internet zu reparieren ist, kann eben nicht nur über Monopole, Datenmissbrauch und Cyberkriminalität diskutieren, er kann nicht nur technologisch und juristisch argumentieren, sondern muss eingestehen, dass viele Probleme im Web menschlicher Natur sind. Im Schwerpunkt haben wir aufgeschrieben, wie wir mit dieser Gemengelage am besten umgehen.

Damit geht Twitter weiter als Facebook. Dessen Chef Mark Zuckerberg hatte 16 Jahre ausdrücklich geduldet, dass auf seiner Plattform der Holocaust geleugnet wird. Es hat bis Montag gedauert, dass Zuckerberg und sein Datenkonzern ihre Einstellung ändern: Den Holocaust zu leugnen ist auf Facebook nicht länger willkommen.

Allerdings hat sich auf Nachfrage heise onlines ergeben, dass sich Facebooks Verbot ausdrücklich nur gegen Lügen über den gegen Juden gerichteten Holocaust richtet. Die internen Überlegungen Facebooks waren von antisemitischen Attacken gegen jüdische Personen ausgegangen, und erkennen das Leugnen oder Herunterspielen der Schoah als Teil dieses Problems. Somit bleibt es auf Facebook beispielsweise zulässig, zu behaupten, den als Porajmos bekannten Völkermord der Nazis an Roma habe es nicht gegeben.

[Update 10:35 Uhr]: Am Donnerstag hat Facebook heise online mitgeteilt, dass das neue Verbot für Leugnungen und Verzerrung aller Aspekte des Holocaust gilt, auch wenn Nicht-Juden betroffen waren. Ob damit auch die über den Holocaust hinausgehenden Vernichtungsprogramme der Nationalsozialisten gemeint sind, bleibt weiter offen. Lügen über Völkermorde verübt abseits der Nazi-Zeit sind wohl weiterhin nicht erfasst. [/Update]

Anders bei Twitter, dass sich jegliches Leugnen von Völkermorden verbittet. "Hasserfülltes Verhalten hat absolut keinen Platz auf unserem Dienst", zitiert Bloomberg eine Twitter-Sprecherin, "Wir haben auch robuste Regeln gegen die Verherrlichung von Gewalt und ergreifen Maßnahmen gegen Inhalte, die historische Gewalttaten und Genozide verherrlichen oder loben, darunter den Holocaust."

Jetzt muss Twitter nur noch zeigen, dass es flott auf einschlägige Postings reagiert – ob die Tweets von Bonzen kommen oder nicht.

(ds)