Drohmails an Wähler: FBI wirft Iran versuchte Einflussnahme auf US-Wahlen vor

Einige Wähler in zwei US-Bundesstaaten haben jüngst E-Mails erhalten, die eine Stimme für Donald Trump erpressen sollten. Dahinter soll der Iran stecken.

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(Bild: welcomia/Shutterstock.com)

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Die US-Regierung wirft dem Iran vor, mit einem neuartigen Angriff Einfluss auf die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen zu nehmen wollen. Aus dem Land stammen demnach Hunderte von Drohmails, mit denen als Demokraten registrierte Wähler in den US-Bundesstaaten Alaska und Florida augenscheinlich dazu gebracht werden sollten, für den amtierenden Präsidenten Donald Trump (Republikaner) zu stimmen, berichtet die New York Times. Über die E-Mails war bereits vor der nun erfolgten Schuldzuweisung berichtet worden. Sie geben vor, von einer rechtsextremen Gruppierung zu stammen, die seit Tagen im Fokus der Aufmerksamkeit steht.

Wie die New York Times erläutert, wirft die US-Bundespolizei dem Iran (und Russland) vor, sich Daten zu registrierten Wählern in den Vereinigten Staaten verschafft zu haben. Es gebe aber keine Hinweise, dass Daten verändert oder Wahlresultate verfälscht worden seien. Einige solcher Datenbanken sind demnach aber sogar öffentlich zugänglich, es könnte also gar kein Hacking nötig gewesen sein. Auf der Basis dieser Informationen seien dann die Drohmails verfasst und an Wähler verschickt worden, die ihre Parteizugehörigkeit als Demokraten angegeben haben – teilweise ergänzt um Informationen, die wiederum aus einem Hackerangriff stammen könnten. Die Angabe der Parteizugehörigkeit ist in den USA teilweise vorgeschrieben, um zu bestimmen, wer an parteiinternen Vorwahlen teilnehmen darf.

Die Cybersecurity-Firma Proofpoint hat mehrere Beispiele für solche E-Mails öffentlich gemacht. Diese erwecken demnach den Anschein, von der rechtsextremen Organisation "Proud Boys" zu stammen. Sie fordern die Empfänger auf, für Trump zu stimmen. Da die Stimmabgabe nicht nachprüfbar ist, sollte außerdem die offizielle Parteiregistrierung zu den Republikanern geändert werden, um den Angreifern ein Signal zu geben. Das ist möglich, auch wenn man nicht tatsächlich Mitglied der Partei ist. Sollten die Angeschriebenen nicht Folge leisten, wird ihnen in den Mails mit ungenannten Folgen gedroht, immerhin seien alle persönliche Daten im Besitz der Verfasser. Bei E-Mails, die augenscheinlich von Rechtsextremen stammen, könnte das durchaus einschüchternd wirken.

Dass der Iran, gegen den Trump einen äußerst konfrontativen außenpolitischen Kurs gefahren hat, tatsächlich dessen Wiederwahl befürwortet, scheint mindestens zweifelhaft. Sollte die Zuschreibung der US-Geheimdienste stimmen, könnten sich die Verantwortlichen die Aktionen russischer Hacker zum Vorbild genommen haben, die 2016 die US-Wahlen ins Visier genommen hatten. Denen war es vor allem darum gegangen, Unzufriedenheit zu schüren und das Vertrauen in die Institutionen zu schwächen. Angesichts der andauernden verbalen Angriffe Donald Trumps auf das US-Wahlsystem, könnten die Drohmails weiteres Misstrauen schüren.

(mho)