Ächtung von Killer-Robotern: Das Zeitfenster schließt sich

Forscher mahnen in einer Studie für den Bundestag, autonome Waffensysteme rasch zu regulieren. Ihre Legitimität sei wegen unklarer Verantwortung zweifelhaft.

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(Bild: sibsky2016 / Shutterstock.com)

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Die zunehmende Nutzung von automatisierten oder künftig autonomen Waffensystemen (AWS) könnte einen Paradigmenwechsel darstellen und die Kriegsführung im 21. Jahrhundert revolutionieren. Davon geht das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Bundestag in einer jetzt veröffentlichten Analyse aus. Die Politik müsse zeitnah handeln, um ein Terminator-Szenario mit außer Kontrolle geratenen Killer-Robotern zu verhindern.

Bei AWS handle es sich längst nicht mehr um Science-Fiction, erläutern die Autoren auf über 260 Seiten. Die enormen technischen Fortschritte, die in den vergangenen Jahren in der Robotik und der Künstlichen Intelligenz (KI) erzielt wurden, hätten das Konzept "autonom agierender Waffen nun an die Schwelle zur konkreten Umsetzung gerückt".

"Automatisierung und Autonomie werden bereits heute für eine breite Palette an Funktionen bei Waffensystemen genutzt", heißt es in der Studie. "Dazu gehören die Suche und Identifizierung potenzieller Ziele mithilfe von Sensordaten, die Zielverfolgung, Priorisierung und Bestimmung des Zeitpunkts für den Angriff auf diese Ziele sowie die Steuerung für den Zielanflug".

Bislang erfolgten die Auswahl möglicher Treffer, die Angriffsentscheidung und die Freigabe des Waffeneinsatzes durch einen menschlichen Kommandeur beziehungsweise Operator. Ein AWS wäre in der Lage, alle diese Schritte selbsttätig und ohne menschliche beziehungsweise mit nur minimaler menschlicher Mitwirkung durchzuführen, konstatieren die Wissenschaftler.

Dies hätte entscheidende militärische Vorteile: Ein autonomes System benötige keine Kommunikationsverbindung mit einer Basisstation und erlaube schnellere Reaktionszeiten in Gefechtssituationen, da keine Verzögerungen durch die Laufzeiten einer Datenübertragung und durch die die Reaktionszeiten eines menschlichen Entscheiders aufträten. Eine erhöhte Autonomie von Waffensystemen stehe daher "in allen technologisch fortgeschrittenen Ländern auf der Agenda".