Alles auf 5G: Neuer CEO krempelt Nokia um

Pekka Lundmark verabschiedet sich von der "Alles aus einer Hand"-Strategie und stellt den finnischen Netzausrüster neu auf, um das 5G-Rennen zu gewinnen.

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(Bild: RistoH/Shutterstock.com)

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Der neue Nokia-Chef verabschiedet sich von der Strategie seines Vorgängers und stellt den finnischen Netzwerkausrüster neu auf. Den Rückstand auf den umstrittenen Marktführer Huawei und den schwedischen Konkurrenten Ericsson will CEO Pekka Lundmark aufholen, indem er Nokia zum führenden 5G-Ausrüster macht. "Wir werden investieren, was nötig ist, um bei 5G zu gewinnen", sagte Lundmark am Donnerstag bei der Vorstellung der Zahlen für das dritte Quartal. Ein durchwachsenes Ergebnis und die Aussicht auf ein durch hohe Investitionen belastetes Jahr 2021 schickten die Aktie auf Talfahrt.

Nokia soll künftig besser auf Marktentwicklungen und Kundenwünsche reagieren können. Von der alten Strategie, einem Netzbetreiber von der Antenne bis zum Kernnetz und der Software möglichst alles zu verkaufen, verabschiedet sich Lundmark, der erst im August die Nachfolge von Rajeev Suri übernommen hatte. Dafür stellt der CEO das Kerngeschäft in vier eigenständigen Bereichen neu auf, die auch die operative und finanzielle Verantwortung für ihre Geschäftstätigkeit und den Konzernbeitrag bekommen.

Ab 2021 besteht Nokias Kerngeschäft demnach aus den Einheiten Mobile Netzerke, IP und Festnetz, Cloud und Dienstleistungen sowie Nokia Technologies. Letztere bleibt weitgehend unangetastet und verwaltet vor allem das breite Patentportfolio des Ausrüsters. Eine weitere Einheit soll sich um die Kunden und das Marketing kümmern. Dazu kommen noch administrative Abteilungen für Strategie, Recht, Personal und Finanzen. Weitere Einzelheiten will das Unternehmen Mitte Dezember und bei seiner für März geplanten Analystenkonferenz mitteilen.

Nokia reagiert damit auf das sich verändernde Geschäft der Branche. Während die Ausrüster einen Netzbetreiber früher von vorne bis hinten ausgestattet haben und ihre Kunden so mit proprietärer Technik an sich binden konnten, verlangt die Industrie heute nach kompatiblen Lösungen und offenen Standards. Zudem suchen westliche Carrier zunehmend Alternativen zu Huawei-Technik. Lundmark will in der Zukunft auch auf das Dienstleistungssegment setzen: "Wir sehen eine Chance, eine Führungsrolle bei 'Network-as-a-Service' für Netzbetreiber und Industriekunden einzunehmen."

Doch der Weg in diese Zukunft wird ein steiniger sein. "Ich zweifle nicht am enormen Potenzial von Nokia, auch wenn es eine Zeit dauern wird, es zu erfüllen", sagte Lundmark. Der CEO erwartet, dass die nötigen Investitionen das Finanzergebnis des kommenden Jahres belasten werden. Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr korrigiert Nokia zudem leicht nach unten. Die Aktie des Netzausrüsters verlor nach den Ankündigungen am Donnerstag fast 20 Prozent.

Im dritten Quartal konnte Nokia seinen Gewinn trotz rückläufiger Erlöse steigern. Unterm Strich stand ein Überschuss von 197 Millionen Euro und damit mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Auch im laufenden Geschäft blieb mehr beim Unternehmen hängen. Obwohl die Nettoerlöse um sieben Prozent auf 5,3 Milliarden Euro sanken, stieg der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn um zwei Prozent auf 486 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt jedoch noch etwas mehr erwartet.

(vbr)