Astronomie: Bisher kleinster einsamer Exoplanet ohne Stern gefunden

Mithilfe des Mikrolinseneffekts haben Forscher den bislang kleinsten Exoplaneten gefunden, der keinen Stern umkreist. Er könnte nicht größer sein als der Mars.

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(Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (Caltech-IPAC))

Lesezeit: 3 Min.

Eine Gruppe von Astronominnen und Astronomen hat möglicherweise den bislang kleinsten Exoplaneten gefunden, der keinen Stern umkreist, sondern einsam durch die Milchstraße unterwegs ist. Das Objekt mit der noch etwas sperrigen Bezeichnung OGLE-2016-BLG-1928 dürfte eine Masse zwischen der des Mars und der Erde haben, erklären sie nun in den Astrophysical Journal Letters, das ihre wissenschaftliche Arbeit zur Veröffentlichung angenommen hat.

Der einsame Exoplanet wäre damit der kleinste einsame Exoplanet, der bisher gefunden wurde. Viele weitere könnten in den kommenden Jahren noch hinzukommen.

Wie die Forscher um Przemek Mróz von der Universität Warschau erklären, geht man davon aus, dass einige der vergleichsweise kleinen Planeten nach ihrer Entstehung in Sternsystemen aus diesen geschleudert werden. Mit den etablierten Methoden zur Entdeckung von Exoplaneten können diese dann nicht mehr nachgewiesen werden, weil sie keinen Stern in der Nähe haben, bei dem nach den indirekten Hinweisen auf die viel zu kleinen Exoplaneten gesucht werden kann. Schon seit einigen Jahren suchen Forscher aber unter Rückgriff auf den sogenannten Mikrolinseneffekt nach den einsamen Exoplaneten. Genau damit wurden die Forscher nun auch fündig, in den Daten des Warschauer Teleskops auf dem Gelände des Las-Campanas-Observatoriums in Chile.

Ähnlich wie bei der Transitmethode wird bei diesem Vorgehen nach Anzeichen dafür gesucht, dass ein Exoplanet aus unserer Perspektive vor einem Stern vorüberzieht. Aber während bei der Transitmethode nach den geringfügigen Verdunkelungen gefahndet wird, die von Himmelskörpern ausgelöst werden, die dem Stern nahe sind, geht es beim Mikrolinseneffekt um Aufhellungen. Die können dadurch ausgelöst werden, dass ein Himmelskörper, der uns deutlich näher ist, die Lichtstrahlen des Sterns um sich biegt, und ihn quasi aufhellt. Der Mikrolinseneffekt ist dabei viel geringer als der sogenannte Gravitationslinseneffekt und könnte auf einen Planeten in der Sichtlinie hinweisen.

Wie die Universität Warschau nun erläutert, gelang die Entdeckung dank einer langanhaltenden Beobachtungskampagne des eigenen Teleskops in Chile. Das werde jede Nacht mit klaren Himmel in Richtung der zentralen Bereiche unserer Milchstraße ausgerichtet und fahnde bei Hunderten Millionen Sternen nach Helligkeitsveränderungen. Im Fall von OGLE-2016-BLG-1928 habe die Aufhellung lediglich 42 Minuten gedauert, die kürzeste, die jemals beobachtet wurde. Es sei sofort klar gewesen, dass ein sehr kleines Objekt dafür verantwortlich sein musste. Die Forscher gehen davon aus, dass es sich um einen Gesteinsplaneten der Größe des Mars gehandelt habe. Einen Stern in unmittelbarer Nähe (weniger als acht Astronomische Einheiten) schließen sie aus.

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Mit ihrer Entdeckung hätten sie nachgewiesen, dass massearme, einsame Exoplaneten mit bodengestützten Teleskopen gefunden und analysiert werden können, freuen sich die Forscher. Gleichzeitig weisen sie aber auch auf das Weltraumteleskop Nancy Grace Roman Space Telescope (vormals WFIRST) der NASA hin, dass ab Mitte der 2020er Jahre intensiv nach solchen Himmelskörpern suchen soll. Würde es wie erhofft, Hunderte davon finden, könnte das darauf hindeuten, dass es davon in unserer Milchstraße sogar mehr gibt als Sterne. Es sollte dann auch einige davon finden, die ähnliche wie OGLE-2016-BLG-1928 so groß sind wie unsere Erde oder auch deutlich kleiner.

(mho)