Deutschland ID: Verimi und Fraunhofer wollen gemeinsamen Login-Dienst entwickeln

Verimi und ein Fraunhofer-Institut planen, mit der "Deutschland ID" einen übergreifenden Standard für sichere digitale Identitäten zu entwickeln.

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(Bild: SvetaZi/Shutterstock.com)

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Ein neues Bündnis schickt sich an, mit einem Generalschlüssel für viele Webservices den Markt für Login-Dienste aufzumischen. Verimi hat sich dafür mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC) zusammengetan. Beide wollen ihre für den Wettbewerb "Sichere Digitale Identitäten" des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) eingereichten Konzepte zu einer "Deutschland ID" (DeID) zusammenführen. Ziel ist es, einen einheitlichen Standard für sichere digitale Identitäten in Deutschland und Europa zu entwickeln und den datenhungrigen ID-Diensten etwa von Facebook und Google Paroli zu bieten.

Die Partner wollen das Projekt im Rahmen des Innovationswettbewerbs Schaufenster Sichere Digitale Identitäten (SDI) des BMWi vorantreiben. Verimi wird von Unternehmen wie der Allianz-Versicherungsgruppe, Axel Springer, Bundesdruckerei, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Telekom und Lufthansa unterstützt und führte bisher beim SDI das Konsortium "People-ID" an. Das AISEC, das 2019 den Open-Source-Dienst Re:claimID startete, war dort bislang mit "SDIinNRW" vertreten.

Unter dem Dach von DeID bewerben sich damit rund 35 Partner aus Forschung, Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung beim BMWi für die vorgesehene dreijährige Umsetzungsphase. Dazu zählen neben den Städten Bochum und Bonn und den Firmen Governikus, Procilon und dem Sparkassen-Finanzportal laut Verimi auch die 1&1 Mail & Media GmbH, die zu United Internet gehört und die Webmail-Dienste GMX und Web.de betreibt. Der Mutterkonzern mischt zusammen etwa mit den Fernsehsendern ProSiebenSat.1 und RTL auch bei der hiesigen Verimi-Alternative NetID mit. Axel Springer hatte bereits im April verkündet, künftig bei beiden deutschen Login-Allianzen vertreten zu sein.

Über einen "Single Sign-on"-Dienst hinaus, mit dem Nutzer nicht ständig neue Konten mit dazugehörigen Passwörtern erstellen müssen, sollen per DeID zahlreiche lokal, verteilt und zentral ausgerichtete Identitätslösungen für alltagsrelevante Anwendungen in vielen Sektoren über verschiedene Vertrauensniveaus hinweg zusammengeführt werden. Geplant sind zunächst Pilotprojekte in Nordrhein-Westfalen und Hessen beispielsweise mit Verwaltungsleistungen, dem E-Rezept sowie bei Banken und Versicherungen (Kontoeröffnung).

Die Herausforderung bei DeID besteht laut AISEC-Experte Marian Margraf vor allem darin, ein Ökosystem für die elektronische Identifizierung (eID) zu etablieren. Dieses müsse "hohen Sicherheitsanforderungen" genügen und trotzdem durch alle Bürger einfach und auch mit dem Smartphone bedienbar sein. Dafür sei es nötig, die Sicherheitsfunktionen verschiedener, aktueller mobiler Endgeräte zu berücksichtigen und den Datenschutz transparent und leicht nachvollziehbar zu integrieren.

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Einheitliche Standards für die übergreifende Akzeptanz digitaler Identitäten seien bei allen Anwendungspartnern aus der Wirtschaft und aus dem öffentlichen Sektor entscheidend, wirbt Verimi-Geschäftsführer Roland Adrian für das Projekt. Eine breite Akzeptanz für einen Online-Ausweis sei zudem "der dringend benötigte Katalysator für die Digitalisierung in Deutschland". Bisher ist es deutschen Login-Diensten laut Beobachtern nicht gelungen, im Wettstreit mit der Konkurrenz aus dem Silicon Valley viel Boden gutzumachen. Die SDI-Jury wird voraussichtlich bis Mitte Dezember über den Zuschlag für die staatlichen Fördergelder entscheiden.

(vbr)