Hü und Hott beim britischen E-Government

Die britische Regierung kommt ihren Zielen in Sachen E-Government näher -- behauptet sie zumindest selbst; andere Berichte kommen zu anderen Ergebnissen.

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Von
  • Andreas Grote

Die britische Regierung kommt ihren selbst gesteckten Zielen in Sachen eGovernment allmählich näher -- behauptet sie selbst: Der jetzt erschienene Jahresbericht des "e-Envoy" Andrew Pinder, dem Regierungsbeauftragten für E-Government, zeichnet jedenfalls ein rosiges Bild. Bis 2005 will die Regierung allen Bürgern den Zugriff auf das Internet ermöglichen und alle staatlichen Dienstleistungen auch per Internet anbieten. Außerdem soll Großbritannien bis 2002 "zum sichersten und besten Umfeld" für E-Commerce werden.

Der Report besagt, dass heute bereits jeder zweite Brite regelmäßig täglich auf das Internet zugreift -- mehr wie in jedem anderen Land in Kontinentaleuropa. 1,9 Millionen kleinere Unternehmen arbeiteten bereits jetzt elektronisch mit den Regierungsbehörden zusammen. Der elektronische Handel mit Lieferanten soll nach Vorstellungen der Regierung einmal rund 10 Milliarden Mark pro Jahr einsparen. Ein dem UK Online Portal angegliedertes Gateway, über das Formulare und Zahlungen per Internet zwischen Behörden und Unternehmen getätigt werden können, verzeichnet bereits 178.000 registrierte Anwender; 10.000 Transaktionen werden täglich darüber abgewickelt. Nach Aussagen von Pinder ein Modell, für das sich auch bereits andere Länder interessiert hätten.

Um auch die Verbreitung des Internet in der Bevölkerung voranzutreiben, wurden im ganzen Land in den letzten Jahren 2.000 Online-Center aufgebaut, die jedem Internet-Interessierten einen günstigen Web-Zugang bieten und den richtigen Umgang mit dem Web zeigen. Bis 2005 sollen bis zu 6.000 solcher Online-Center in Großbritannien entstehen.

Doch trotz großer Fortschritte sehen unabhängige Studien Großbritannien nicht auf den ersten Plätzen in Europa. Bei einer Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Taylor Nelson Sofres, wie viele Bürger die elektronischen Angebote ihrer Behörden nutzten, landete Großbritannien von 27 untersuchten Ländern gar nur auf Platz 19. Gerade mal 11 Prozent der britischen Bürger würden demnach mit den Behörden per Internet kommunizieren. Und nach einer Studie der Europäischen Union, die 17 europäische Nationen auf elektronische Verfügbarkeit der 20 gebräuchlichsten Behördendienste und deren einfache Handhabung hin untersuchte, landete Großbritannien nur auf dem achten Platz.

Bereits dieses Frühjahr kam eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Forrester Research zu dem Ergebnis, dass die britische Regierung ihre selbst gesteckten Ziele in Sachen E-Government nicht erreichen wird. Der Hauptgrund: Gerade jene Ministerien, die ihre Dienstleistungen noch am ehesten über das Netz präsentieren (darunter auch e-Envoy) und auf dem Weg zur digitalen Demokratie eine Führungsrolle einnehmen könnten, erhielten mit die schlechtesten Noten beim elektronischen Angebot und dessen Umsetzung. Da bleibt e-Envoy und der britischen Regierung wohl doch noch einiges zu tun ... (Andreas Grote) / (jk)