mp3.com streicht Zahlungen an Musiker zusammen

Ab dem ersten Oktober will der für Surfer kostenlose Musikservice den Künstlern durch ein geändertes Lizenzmodell insgesamt weniger zahlen, wodurch sich auch bald das Angebot reduzieren könnte.

vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Ab dem ersten Oktober will der für Surfer kostenlose Musikservice den Künstlern durch ein geändertes Lizenzmodell insgesamt weniger zahlen. Die entsprechende Mitteilung auf der Web-Site liest sich zwar zunächst wie ein großer Schritt nach vorne, doch dürfte davon keiner der Musiker profitieren. Insgesamt geht die Ausschüttung beim "Payback for Playback" von pauschal einer Million US-Dollar pro Monat, die auf alle Künstler nach den Downloads verteilt wird auf 0,5 US-Cent pro Download oder Streamplay zurück. Nach den Zahlen des letzten Vierteljahres hätte dies den Statistiken vom mp3.com zu Folge bei 56 Millionen Nutzungen pro Monat einen Betrag von nur 280.000 US-Dollar bedeutet. Das sind lediglich 28 Prozent des bisherigen Festbetrags.

Als Ausgleich lobt mp3.com ein etwas undurchsichtiges Bonus-Programm in Höhe von 50.000 US-Dollar aus und hebt die Ausschüttung aus dem "Business Music Service", dem Musik-Vermietungs-Modell für Geschäftskunden wie Kaufhäuser, um 10.000 US-Dollar an. Die Summe ist aber immer noch deutlich niedriger als die bisherige Million.

Um an dem Payback-Programm und somit an der Verteilung des Geldes überhaupt teilnehmen zu können, mussten Musiker seit dem 1.4.2001 bereits 20 US-Dollar pro Monat bezahlen und sich für den sogenannten "Premium Artist Service" einschreiben. Da mp3.com selbst von etwa 170.000 Musikern und Bands als Mitglieder spricht und keine Zahlen über den Anteil von Premium-Teilnehmern nennt, ist man auf Schätzungen angewiesen. Bei einem Anteil von nur 50 Prozent (85.000) summierten sich die Einnahmen durch die Künstler (jeweils 20 US-Dollar) schon allein auf 1,7 Millionen US-Dollar. mp3.com hat darüber hinaus noch Einnahmen aus dem Verkauf gebrannter CDs, Werbung und sogenannten Auktionen, wo meistbietend prominente Werbeplätze versteigert werden.

Für alle Musiker, die weniger als 4000 Plays pro Monat und somit Ausschüttungen unter 20 US-Dollar erreichen, wird mp3.com nunmehr zum Verlustgeschäft. Insider rechnen jetzt mit einem drastischen Rückgang der Angebote, dies legen auch die Reaktionen der Musiker in den Diskussionsforen nahe.

Seit der Übernahme durch den Branchenriesen Vivendi/Universal Anfang des Jahres befürchteten viele unabhängige Musiker die Schließung dieses guten Präsentationsforums für ihre Stücke. Die Umstellung zum ersten Oktober wird von vielen als ein Schritt in diese Richtung bewertet. (jes)