Elektronische Patientenakte: Datenschutz durch Überwachung?

Die Debatte um die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland und den sie begleitenden Datenschutz geht weiter.

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(Bild: THICHA SATAPITANON/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Während einer Diskussionsrunde zur Patientenakte auf der virtuellen Medizinmesse Medica sprach Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender der Techniker Krankenkasse, von einer "unglücklichen Kontroverse" mit dem Bundesdatenschützer Ulrich Kelber.

Nach Ansicht von Kelber muss die zum 1. Januar 2021 antretende elektronische Patientenakte (ePA 1.1) der gesetzlichen Krankenkassen über eine Funktion verfügen, bestimmte Behandlungsdaten und Befunde in der Akte vor einem Arztbesuch zu verbergen. Wenn diese "feingranulare" Akteneinsicht bzw. -Sperre nicht funktioniere, habe der Versicherte nicht die volle Datenhoheit über seine medizinischen Daten. Kelber hatte bereits eine "Offene Warnung" an die Krankenkassen verschickt.

Die Möglichkeit zum Verbergen von Daten kommt nach den Plänen der Projektgesellschaft Gematik mit der ePA 2.0, die allerdings erst ab 2022 angeboten werden soll. In der Diskussion auf der virtuellen Medica wies Gematik-Geschäftsführer Markus Leyk Dieken als Arzt auf einen verwandten Aspekt zum Verbergen der Daten hin: "Ärzte, die sich Befunde auf der #ePA ansehen, die sie nichts angehen, gefährden ihre Approbation."

Er verwies auf die umfangreichen Protokollfunktionen der Patientenakte, die festhalten, wer wann auf welche Daten und Befunde eines Versicherten zugegriffen hat. Das Zugriffsprotokoll würde in dieser Lesart den Versicherten eine Art Datenschutz bringen, weil Ärzte wissen müssen, dass ihr Umgang mit der Akte geprüft werden kann. Ob dies den Bundesdatenschutzbeauftragten überzeugen kann, seine Vorbehalte gegen die Einführung der Patientenakte aufzugeben, ist nicht bekannt.

Markus Leyk Dieken zeigte sich überzeugt davon, dass alle 105 gesetzlichen deutschen Krankenkassen ihren 44 Millionen Versicherten eine kostenlose Patientenakte anbieten können und die rund 300 Software-Systeme, mit denen Ärzte, Zahnärzte, Apotheken und Krankenhäuser die Daten der ePA auslesen können.

Thomas Ballast verwies auf die guten Erfahrungen, die seine Kasse mit der Akte TK-Safe gemacht hat. Das von IBM entwickelte System wird von der Kasse als "Gesundheitsakte" angeboten und nach Angaben von Ballast von 300.000 Versicherten genutzt. Täglich kämen "Hunderte" hinzu. Mit der generellen Einführung der elektronischen Patientenakte sieht Ballast einen gesunden Wettbewerb unter den gesetzlichen Krankenkassen kommen, "ähnlich wie mit den Apps im Bankenwesen".

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(kbe)