AMD-Grafikkarte Radeon RX 6800 XT im Test: der GeForce RTX 3080 ebenbürtig

Konkurrenz in der Oberklasse: AMDs Radeon RX 6800 XT ist so schnell wie Nvidias GeForce RTX 3080, die Radeon RX 6800 setzt sich vor die GeForce RTX 3070.

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(Bild: c't)

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Inhaltsverzeichnis

AMD stellt die ersten beiden "Big Navi"-Grafikkarten mit dem Grafikchip Navi 21 vor: Die Radeon RX 6800 XT für 650 Euro tritt gegen Nvidias GeForce RTX 3080 an, das weiter abgespeckte Modell Radeon RX 6800 für 580 Euro gegen die GeForce RTX 3070. Das eigene Topmodell Radeon RX 6900 XT mit vollaktivierter GPU als RTX-3090-Konkurrent soll im Dezember folgen.

Die Navi-21-GPU bringt 26,8 Milliarden Transistoren auf einer Chipfläche von 519 mm² unter; zum Einsatz kommt ein 7-Nanometer-Prozess des Chipauftragfertigers TSMC. Damit ist "Big Navi" mehr als doppelt so komplex wie die Navi-10-GPU der Radeon RX 5700 XT (10,3 Milliarden Transistoren auf 251 mm²). Einige Transistoren verwendet AMD darauf, das Design auf höhere Taktfrequenzen auszulegen – die Radeon RX 6800 XT läuft ab Werk mit mehr als 2000 MHz. Zudem kommt ein 128 MByte riesiger SRAM-Cache zum Einsatz, der das Speicher-Interface entlastet. So reichen "Big Navi" 256 Datenbahnen mit 512 GByte/s zu den 16 GByte GDDR6, um die Shader-Kerne gut auszulasten. Mehr zur eingesetzten RDNA-2-Architektur können Sie hier nachlesen:

Im Test zeigt sich, dass AMDs Architektur- und Taktverbesserungen Früchte tragen: Zum ersten Mal seit Generationen besetzen Nvidias GeForce-Grafikkarten nicht mehr einsam die Performance-Spitze, sofern man die klassische Rasterisierungsleistung ohne Raytracing-Effekte betrachtet.

In 3D-Spielen liegt mal die GeForce RTX 3080 vorne, mal die Radeon RX 6800 XT. Die beiden Action-Adventures "Assassin's Creed Odyssey" und "Shadow of the Tomb Raider" lassen sich in 4K-Auflösung (3840 × 2160 Pixel) und Ultra-Grafikeinstellungen auf beiden Grafikkarten flüssig mit angenehmer Bildrate von gut über 60 fps spielen.

Dabei muss sich AMDs Referenzmodell der Radeon RX 6800 XT mit 300 Watt Powerlimit nicht vor einer werkseitig übertakteten GeForce RTX 3080 verstecken – hier MSIs Gaming X Trio mit 340 Watt Powerlimit. Die Unterschiede sind größtenteils mess-, aber nicht sonderlich spürbar. Der kleinere Ableger Radeon RX 6800 kann sich von übertakteten Versionen der GeForce RTX 3070 absetzen, teilweise mit 25 Prozent ("Assassin's Creed Odyssey", WQHD) deutlich.

Spiele-Benchmarks, gemessen unter Windows 10 (2004), Ryzen 9 5900X, 32 GByte DDR4-3600-RAM, Radeon 20.45.01.12-11.6 Beta, GeForce 457.30 WHQL
Spiel Assasin' s Creed Odyssey Shadow of the Tomb Raider
Einstellungen Preset "Ultra" / AA "High"/ 16x AF / DX11 Preset "Ultrahoch" / SMAA / 16x AF / DX12
Durchschnitt [fps] 1%-Perzentil [fps] Durchschnitt [fps] 1%-Perzentil [fps]
2560 × 1440 Pixel (WQHD)
RX 6800 XT 95 69 150 115
RX 6800 91 68 129 99
RX 5700 XT 62 49 79 64
RX Vega 64 50 41 67 53
RTX 3080 (OC) 88 67 150 117
RTX 3070 (OC) 73 58 116 93
3840 × 2160 Pixel (Ultra HD)
RX 6800 XT 68 54 83 68
RX 6800 59 47 71 58
RX 5700 XT 37 29 42 34
RX Vega 64 32 26 37 29
RTX 3080 (OC) 65 52 85 71
RTX 3070 (OC) 50 41 63 53

Schlechter sieht es für AMD aus, wenn man Raytracing-Grafikeffekte wie eine globale Beleuchtung, Reflexionen oder Schatten einschaltet. Mit aktuellem Radeon-Treiber – AMD stellte uns eine Vorabversion zur Verfügung – lassen sich solche in DirectX-12-Spielen mit DirectX-Raytracing-API (DXR) ab Tag 1 aktivieren. Bisher funktionierte das nur mit Nvidias GeForce-Grafikkarten.

Alle Radeon-Modelle mit Navi-21-GPU beschleunigen Raytracing-Grafikeffekte in Hardware, indem sogenannte Ray Accelerators Beschleunigungsstrukturen (Bounded Volume Hierarchy, BVH) auf Kreuzungspunkte von Strahlen testen. Der Prozess kostet mehr Leistung als bei Nvidias Ansatz, sodass die Radeon RX 6800 XT mit aktiviertem Raytracing stets hinter der GeForce RTX 3080 liegt. Die Radeon RX 6800 fällt hinter die GeForce RTX 3070.

Spiele-Benchmarks, gemessen unter Windows 10 (2004), Ryzen 9 5900X, 32 GByte DDR4-3600-RAM, Radeon 20.45.01.12-11.6 Beta, GeForce 457.30 WHQL
Spiel Shadow of the Tomb Raider Metro Exodus
Einstellungen Preset "Ultrahoch" / SMAA / 16x AF / DX12 Raytracing-Schatten "Ultra" Preset "RTX" / 16x AF / DX12
Durchschnitt [fps] 1%-Perzentil [fps] Durchschnitt [fps] 1%-Perzentil [fps]
2560 × 1440 Pixel (WQHD)
RX 6800 XT 82 53 63 44
RX 6800 70 45 54 37
RTX 3080 (OC) 101 72 79 52
RTX 3070 (OC) 76 53 61 40
3840 × 2160 Pixel (Ultra HD)
RX 6800 XT 45 30 36 26
RX 6800 38 25 31 22
RTX 3080 (OC) 55 40 47 31
RTX 3070 (OC) 39 28 35 23

Die Differenz ist von der Menge der eingesetzten Raytracing-Grafikeffekte abhängig. In "Shadow of the Tomb Raider", wo ausschließlich die Schatten mit virtuellen Strahlen gerendert werden, liegt der Abstand zwischen Radeon RX 6800 XT und GeForce RTX 3080 bei knapp 20 Prozent. In "Metro Exodus" wächst die Differenz in den niedrigeren "RTX"-Voreinstellungen auf bis zu 25 Prozent. Maximiert man dort die Grafikeinstellungen, fällt die Radeon RX 6800 XT gar 40 Prozent hinter das Konkurrenzmodell – allerdings packt dann selbst die GeForce RTX 3080 nur noch 1440p mit flüssiger Bildrate. Im Action-Adventure "Control", das am meisten auf Raytracing-Grafikeffekte setzt, schaffen AMDs "Big Navi"-Grafikkarten nicht immer 30 fps in 1440p.

Die höhere Raytracing-Leistung von Nvidias 3000er-Serie spiegelt sich auch im Grafik-Benchmark 3DMark Port Royal wider, in dem die Radeons zurückfallen. Im älteren DirectX-11-Benchmark Fire Strike Extreme (ohne Raytracing) liegen sie noch vorne. AMDs erster Wurf mit Raytracing-Beschleunigung reicht infolge für Raytracing-Titel in 1440p-Auflösung bei flüssigen Bildraten.

Synthethische Grafik-Benchmarks, gemessen unter Windows 10 (2004), Ryzen 9 5900X, 32 GByte DDR4-3600-RAM, Radeon 20.45.01.12-11.6 Beta, GeForce 457.30 WHQL
3DMark Firestrike Extreme [Punkte Graphics] Port Royal Raytracing [Punkte Graphics]
RX 6800 XT 25156 9031
RX 6800 21339 7601
RX 5700 XT 12995 -
RX Vega 64 10805 -
RTX 3080 (OC) 21200 11540
RTX 3070 (OC) 16724 8241