20 Jahre Exchange 2000: Microsofts Featuritis fürs Rechenzentrum

Vor zwanzig Jahren erschien Exchange 2000. Zeit für einen Blick zurück auf technische Qualitätsprobleme und Microsofts kommerzielle RZ-Erfolgsgeschichte.

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Vor zwanzig Jahren machte sich Windows auf, seinen Anteil des Rechenzentrums für sich zu beanspruchen: Am 29. November 2000 erschien Exchange 2000 – die Version, die sich im Nachhinein betrachtet zu Microsofts Meilenstein für den Server-Einsatz entwickelte.

Dabei war es weniger die Software an sich, sondern ihre Kombination mit dem ebenfalls neuen Windows 2000 Server und dem zu letzterem gehörenden LDAP-basierten Active Directory, die den Mailserver so beliebt machten. Nur wenige andere seiner Produkte verknüpfte Microsoft so eng mit dem Verzeichnisdienst, trotz seiner Eignung als Informationsplattform für den Applikationszoo.

Hinzu kam: Exchange 2000 war zwar auf den Einsatz in großen IT-Umgebungen ausgelegt, ließ sich aber ebenso in kleinen Unternehmen einsetzen. Dabei stellte das RZ-Paket für viele IT-Abteilungen eine durchaus beachtliche Hürde dar: Schließlich galt es nicht nur einen Mailserver, sondern auch ein neues Betriebssystem und das AD einzuführen.

Leichter gesagt als getan: Mit einem Klick startete die Installation, eine falsche Konfiguration löschte ganze Benutzerdatenbanken.

Und wer als Bestandskunde beim Upgrade auf Exchange 2000 den notwendigen Active Directory Connector falsch konfigurierte, löschte direkt ganze Benutzerdatenbanken. Microsoft baute um die Jahrtausendwende gerne im Handumdrehen neue Funktionen in seine Software ein – Instant Messaging, Videokonferenzen und (frühe) Mobiltechniken gaben ihr Debüt als Teil dieser Featuritis bei Exchange, nur um in den Folgejahren als Lync ein Eigenleben zu entwickeln.

Der besonders große Wurf sollte das Web-Storage-System sein. Exchange-Technik samt vieler neuer Attribute, Schnittstellen und Protokolle sollte hierbei herkömmliche Datenablagen ersetzen. Im Explorer erschien ein virtuelles Laufwerk namens M: und selbst SMB-Freigaben sollte die IT hierüber einrichten.

Exchange 2000 stellte seine Datenbank als virtuelles Laufwerk zur Verfügung, für die folgenden Zugriffe war die Datenbank hingegen nicht geeignet.

In den Folgemonaten häuften sich Kundenbeschwerden über Datenverluste, hervorgerufen durch Scans der Client-Antivirenprogramme. Schon mit Exchange 2003 versteckte Microsoft das Laufwerk wieder, bevor es in der Version 2007 komplett verschwand – nur ein Beispiel für das Hin und Her bei der Entwicklung des Mailservers.

Trotzdem vergaben die Kunden die technischen Qualitätsprobleme nicht nur, kommerziell mauserte sich Exchange vielmehr zur Erfolgsgeschichte für den Konzern. Doch nach zwei Jahrzehnten scheint sich immer mehr ein Nachfolger abzuzeichnen: Geht es nach Microsoft, sollten die Kunden mittlerweile lieber auf die 365-Cloud setzen.

Mehr Informationen zum Werdegang von Exchange beschreibt Nils Kaczenski in seinem iX-Artikel:

(fo)