Browser Brave: Trinkgeld für Web-Seiten nur erlaubt, wenn Apple mitverdient

Apple durchkreuzt das Bezahlsystem des Browsers, da es nicht auf der vorgeschriebenen In-App-Schnittstelle aufbaut. Brave entfernt deshalb Funktionen aus iOS.

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Dem Browser Brave fehlen auf dem iPhone nun Kernfunktionen.

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Der Brave-Browser hat Kernfunktionen aus der iPhone- und iPad-Version gestrichen: Man könne die Trinkgeld-Option zur Unterstützung von Web-Inhalten nicht länger in iOS anbieten, weil Apple in der Umsetzung plötzlich einen Regelverstoß sieht, so die Entwickler des Browsers. Apple habe auf die Regeln 3.1.1 und 3.2.2 verwiesen und umgehende Anpassungen der App gefordert – sonst droht der Rauswurf aus dem App Store.

"Trinkgelder" für digitale Inhalte sind von Apple zwar grundsätzlich erlaubt, aber nur, wenn dafür die In-App-Bezahlschnittstelle des Konzerns verwendet wird. Apple kann dadurch automatisch eine Provision von bis zu 30 Prozent des Trinkgeldes einbehalten. Brave hat sich stattdessen dafür entschieden, die Funktion ganz aus iOS zu streichen, die auf einer eigenen Währung auf Basis der Ethereum-Blockchain aufbaut, den sogannten "Basic Attention Tokens" (BAT).

Auch das "Brave Rewards"-Programm wird auf iOS nicht länger angeboten. Nutzer des Browsers haben die Option, für das Ansehen spezieller Werbung 'Basic Attention Tokens' zu erhalten, die sich dann ebenfalls an Webseiten als "Trinkgeld" ausschütten lassen. Das verstoße nach Apples Ansicht gegen Regel 3.2.2, heißt es bei Brave. Sie verbietet es Apps unter anderem, Nutzer zu bestimmten Aktionen wie das Ansehen eines Videos oder das Klicken auf Werbung zu verleiten, um dadurch weitere Funktionen freizuschalten.

Man hoffe, dass Brave-Nutzer auf iOS sich dennoch weiterhin für ein Opt-in zur Anzeige der eigenen Werbeschaltungen entscheiden, so die Entwickler. Brave blockiert Werbebanner und setzt stattdessen auf eine hauseigene Werbeplattform, die datenschutzfreundlicher arbeiten soll – und bei der Brave an Werbeschaltungen mitverdient.

Die neue iOS-Version 1.22 von Brave wird nun ohne die bisherige Funktionalität ausgeliefert. Bereits vorhandene Tokens lassen sich in die Desktop-Version übertragen. Durch das Update wird es möglich, Brave als Standard-Browser auf iPhone und iPad in iOS 14 festzulegen – Apple kontrolliert Browser dafür gesondert, möglicherweise wurde deshalb das integrierte Token-System plötzlich beanstandet. Versionen für andere Betriebssysteme sind von der Änderung nicht betroffen. (lbe)