Lohnrückstände: Arbeiter in indischer iPhone-Fabrik protestieren gewaltsam

Arbeiter haben Berichten zufolge wegen erheblicher Lohnrückstände in einem indischen Werk des Apple-Auftragsfertigers Wistron vandaliert.

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(Bild: Screencap Video)

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Arbeiter haben in einem indischen iPhone-Werk Verwüstungen angerichtet – offenbar wegen ausstehender Lohnzahlungen. Nach Ende der Nachtschicht habe am Wochenende ein Großteil der knapp 2000 Arbeiter das Inventar sowie Montageanlagen des Werkes demoliert und versucht, Fahrzeuge in Brand zu stecken, wie lokale Medien berichten. Das Werk in der Nähe von Bengaluru gehört dem taiwanischen Auftragsfertiger Wistron, der dort unter anderem Apples iPhone SE baut.

Nach Informationen der Times of India ist der Gewaltausbruch auf Lohnrückstände zurückzuführen: Mitarbeitern sei bei der Anstellung ein Monatsgehalt von umgerechnet gut 230 Euro versprochen worden, tatsächlich wären aber nur knapp 180 Euro gezahlt worden und in den letzten Monaten dann nur noch gut 130 Euro. Die Zahlungen hätten sich jeden Monat weiter verringert und so zu erheblichem Frust geführt, zitiert die Zeitung einen Mitarbeiter. Nachdem einige Arbeiter nur einen Lohneingang von umgerechnet rund 5 Euro gesehen hätten, sei der Zorn in Gewalt umgeschlagen.

Weder Wistron noch Apple haben die Angelegenheit bislang kommentiert. Apple lässt erst seit 2017 iPhones in Indien produzieren, das Wistron-Werk bei Begaluru zählt als erster lokaler Standort für die iPhone-Fertigung. Dort hergestellte Modelle sind hauptsächlich für den indischen Markt bestimmt, um keine hohen Zölle mehr auf die Einfuhr zu entrichten. Auch zur Eröffnung eigener Ladengeschäfte muss Apple Hardware vor Ort produzieren, seit kurzem erst betreibt der Konzern seinen Online-Store in Indien.

Im vergangenen Jahr hatte Apple offenbar ausreichend Produktionskapazitäten in Indien aufgebaut, um dort endmontierte iPhones erstmals auch in andere Märkte zu exportieren. Die teuren Flaggschiffmodelle will Apple Berichten zufolge ebenfalls verstärkt in Indien produzieren lassen, um die Abhängigkeit vom Standort China zu verringern – dort erfolgt nach wie vor der Großteil der Endfertigung.

[Update 14.12.2020 13:30 Uhr] Über 100 Arbeiter wurden im Anschluss von der Polizei festgenommen, berichtet die BBC, die Produktion wurde in dem Werk vorerst ausgesetzt. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP betonte Wistron, der Zwischenfall sei durch "unbekannte Individuen von Außerhalb mit unklaren Intentionen" ausgelöst worden. Apple erklärte gegenüber Reuters, der Vorfall werde durch ein Team vor Ort geprüft. Der verursachte Schaden wird von Wistron auf 60 Millionen US-Dollar geschätzt.

(lbe)