Mobilität im Lockdown: 18 Prozent der Deutschen wollen mehr zu Fuß gehen

Für den ÖPNV wird es einen "dramatischen Rückgang" geben, ergibt eine Umfrage. Die Menschen fühlen sich in öffentlichen Verkehrsmitteln unwohl.

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Das Unbehagen im ÖPNV hat gegenüber dem ersten Lockdown etwas abgenommen.

(Bild: üstra.de)

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Schon während des Lockdowns light im November haben die Bundesbürger ihre Mobilität nochmals deutlich reduziert. Dies ergibt eine Umfrage des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter 1000 repräsentativ ausgewählten Personen zwischen Ende November und Anfang Dezember. 56 Prozent der Teilnehmer hatten weniger oder viel weniger Wege zurückgelegt als sonst üblich. Im Sommer lag die Quote bei 44 Prozent. Etwa ein gutes Drittel der Bevölkerung gab an, so viele Wege wie sonst auch zurückzulegen.

Die einzige Fortbewegungsart, der in der Krise weiterhin mehr ausgeübt wird, ist das Gehen. Gleichzeit würden öffentlicher Verkehrsmittel weiter dramatisch weniger genutzt, heißt es in der Studie. Der Anteil der Personen, die den ÖPNV viel weniger in Anspruch genommen haben, sei um weitere fünf Prozentpunkte auf 37 Prozent gestiegen.

"Die Menschen fühlen sich in öffentlichen Verkehrsmitteln unwohler als im Sommer", schreiben die Forscher. Das Unbehagen falle aber etwas geringer als während des ersten Lockdowns aus. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie immer wieder Verstöße gegen die Maskenpflicht wahrnehmen, viele wünschen sich stärkere Kontrollen. Dem gegenüber gaben nun 17 Prozent der Bundesbürger an, häufiger oder viel häufiger selbst mit dem Auto zu fahren. Im Sommer waren es 14 Prozent gewesen.

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Das DLR hatte bereits im Frühjahr Menschen um eine Einschätzung gebeten, welche Verkehrsmittel sie in Zukunft nutzen werden. "Die Antworten spiegeln sehr deutlich das während der Pandemie entwickelte neue Verhalten wider", erläutert Claudia Nobis vom DLR-Institut für Verkehrsforschung. 18 Prozent wollen demnach mehr zu Fuß gehen und sechs Prozent mehr Fahrrad fahren, was auch dem Klima zugute käme. Neun Prozent liebäugeln damit, sich öfter ins Auto zu setzen. 19 Prozent gaben an, den öffentlichen Nahverkehr seltener nutzen zu wollen.

80 Prozent der Befragten gaben an, über die Weihnachtsfeiertage nicht verreisen zu wollen. 8 Prozent planten eine Reise, 5 Prozent waren zum Zeitpunkt der Befragung unsicher. 6 Prozent wussten unabhängig von der Corona-Pandemie noch nicht, wo sie Weihnachten verbringen. "Bleiben alle Unentschlossenen zu Hause, sinkt das Reiseaufkommen im Vergleich zu den vergangenen Jahren um 60 Prozent", schätzt Nobis.

Der Anteil der Personen, die seit dem ersten Lockdown im Frühjahr Produkte im Internet kaufen, ist weiter gestiegen. 50 Prozent gaben an, in den vergangenen vier Wochen ein- bis dreimal online bestellt zu haben. 36 Prozent tun das wöchentlich. 14 Prozent betrieben kein Online-Shopping. Gleichzeitig ist die Zahl der Befragten, die sich beim Einkaufen in Geschäften unwohl fühlen, seit Sommer gestiegen. Auch beim Kauf von Weihnachtsgeschenken war das Internet wichtiger als im Vorjahr: 37 Prozent erklärten, ihre Präsente größtenteils online zu erstehen. Im Vorjahr waren es 22 Prozent.

Der Anteil der Berufstätigen im Homeoffice ist noch einmal leicht gestiegen: 40 Prozent der Teilnehmer arbeiten teilweise oder ständig daheim. Auch in eher ländlich geprägten Regionen scheint dieser Trend zuzunehmen, in Städten wird generell mehr im Homeoffice gearbeitet. Im Sommer bewerteten rund 75 Prozent diese Option als positiv, nun sind es 66 Prozent.

Auch bei Freizeitaktivitäten gaben viele Menschen an, sich aufgrund der Infektionsgefahr unwohl zu fühlen. Dies trifft besonders auf Treffen mit Freunden, Verwandten oder Bekannten zu. Aufgrund des Lockdowns hatten 37 Prozent in draußen keine Freizeitaktivitäten mehr unternommen. 63 Prozent sind aber mindestens einmal hinausgekommen – häufig für einen Spaziergang oder Sport im Freien.

(anw)