Jubiläum im deutschen Flatrate-Sterben

Am heutigen Montag laufen die letzten Verträge aus, mit denen T-Online seinen Kunden einst eine Analog- oder ISDN-Flatrate schmackhaft machen wollte.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Jubiläum in der Dramaturgie um das Sterben von Analog- und ISDN-Internet-Flatrates in Deutschland: Am heutigen Montag laufen nach einem Jahr definitiv die letzten Verträge aus, mit denen der Marktführer unter den deutschen Internet-Providern T-Online seinen Kunden für pauschale 79 Mark monatlich einst einen uneingeschränkten Internetzugang per ISDN oder Analog-Modem schmackhaft machen wollte.

Großspurig hatte T-Online im Frühjahr 2000 die Einführung eines Pauschaltarifs mit dem Codenamen Full Flatrate angekündigt. Und tatsächlich -- ab dem 1. Juni konnten Kunden per analogem Modem oder ISDN für 79 Mark im Monat nach Herzenslust durch den Cyberspace düsen. Doch das Ende des Spaßes deutete sich schon nach einem halben Jahr an: Am 11. Dezember strich T-Online mit sofortiger Wirkung die zwölfmonatige Mindestvertragsdauer für die ISDN- und Analog-Flatrate und änderte die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) entsprechend ab.

Kunden -- vor allem aber T-Online -- konnten nach dieser Vertragsänderung jederzeit mit einer Kündigungsfrist von sechs Tagen aus dem Flatrate-Vertrag aussteigen. Zwar beteuerten T-Online-Sprecher immer wieder, dass man mit der Abschaffung der Mindestvertragsdauer "definitiv nicht den Ausstieg aus der Flatrate vorbereite", im Frühjahr legte das Unternehmen die Karten aber endgültig auf den Tisch: Seit dem 1. März dieses Jahres wurden weder Anmeldungen für die T-Online-Flatrate für ISDN- und Analog-Zugänge mehr angenommen, noch wurden bereits bestehende Verträge verlängert.

Kurze Zeit später zog auch Erzrivale AOL nach und nahm seine Flatrate für Analog- und ISDN-Anschlüsse vom Markt. Letztendlich war kein Anbieter in der Lage, mit einer Flatrate zum Preis von rund 80 Mark ausreichende Gewinnmargen zu erwirtschaften. Im Gegenteil: T-Online beispielsweise, mit mehr als 500.000 Flatrate-Surfern auch in diesem Segment einst Klassenprimus, macht noch heute den Flatrate-Tarif für rote Zahlen des Konzerns verantwortlich.

Wer bislang noch nicht auf einen neuen Tarif oder gar T-DSL umgestellt hat, der wird ab morgen übrigens automatisch in den Tarif T-Online Surftime 90 mit 90 Freistunden für 79 Mark übernommen. Über die Freistunden hinaus kostet der Online-Zugang dann 2,9 Pfennig pro Minute -- was teuer werden kann, wenn man sich an die Flatrate gewöhnt hat und nicht auf ihr Auslaufen achtet. (pmz)