Microsoft guckt möglicherweise bald in die Röhre

Bei der Entwicklung des interaktiven Fernsehens in Europa greifen die Breitband-Anbieter zu Software von Microsoft-Konkurrenten.

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In den nächsten Jahren soll das interaktive Fernsehen in den europäischen Wohnzimmern Einzug halten. Microsoft könnte dabei mit seiner TV-Software ins Hintertreffen geraten: Bisher bevorzugen die meisten Kabelanbieter Software von Microsofts ärgsten Branchen-Konkurrenten Liberate Technologies -- selbst Firmen, an denen der Redmonder Riese beteiligt ist. So die britischen Breitband-Anbieter Telewest Communications und NTL, an denen Microsoft 22 Prozent beziehungsweise 2,5 Prozent der Aktien hält. In den nächsten sechs Monaten wollen beide Software von Liberate in Settop-Boxen einsetzen.

Auch in den Kabelnetzen Österreichs, Norwegens und Schwedens kommt Liberate durch das Unternehmen United Pan-Europe Communications (UPC) zum Zuge. Hier hält Microsoft sechs Prozent der Aktien. Aber nicht nur in den Kabelnetzen, auch über die Satelliten droht Microsoft Gefahr: Durch die Technik von Open TV und Canal Plus, die zumeist in digitalen Satellitenempfängern verwendet wird. Da in Europa erst ein Drittel der Haushalte mit Computern ausgerüstet ist, setzen Experten auf das Kabelnetz und Satelliten als den Online-Zugang der Zukunft. Wenn Microsoft nicht aufpasst, könnte dieser Zug bald abgefahren sein.

Wie Microsoft-Gründer Bill Gates kürzlich auf einer Konferenz in London wieder einmal betonte, arbeite sein Unternehmen bereits seit mehreren Jahren an Software für interaktives Fernsehen, nur hätten sich die geeigneten Settop-Boxen noch nicht durchgesetzt. In Gates' Unternehmen gibt man sich gelassen, schließlich hat es im Sommer einen wichtigen Schritt in den europäischen Markt gemacht: Seit Juni setzt das portugiesische Unternehmen TV Cabo Microsofts Software ein. Ohnehin sei noch nichts entschieden, so Ed Graczyk von Microsoft TV. Bisher seien nur auf 30 Millionen der weltweit 1,5 Milliarden Fernseher interaktive Dienste verfügbar. (anw)