Shopify schließt Trumps Fanshop

Donald Trumps Online-Shop sowie der seiner Wahlkampagne sind offline. Die kanadische E-Commerce-Plattform Shopify hat den Stecker gezogen.

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Donald Trump an Rednerpult, danaben seine Frau Melania

US-Präsident Donald J. Trump zu Erntedank 2020 mit Gemahlin

(Bild: Weißes Haus/Andrea Hanks (gemeinfrei))

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"Shopify toleriert keine Taten, die zu Gewalt anstiften", sagt Shopify. Der kanadische E-Commerce-Anbieter hat den Onlineshop des Trump-Konzerns ebenso stillgelegt wie den Devotionalienladen der politischen Kampagne Donald Trumps. Grund sei Trumps Verhalten vom Mittwoch, das zu einem Umsturzversuch am US-Capitol in Washington mit mindestens fünf Toten geführt hat. Das fünfte Todesopfer ist ein Polizist, der am Donnerstag seinen Verletzungen erlegen ist. Am Mittwoch selbst sind vier Aufständische ums Leben gekommen.

Shopifys Richtlinien "verbieten Bewerbung oder Unterstützung von Organisationen, Plattformen oder Personen, die Gewalt androhen oder gutheißen", teilt Shopify mit, "Daher haben wir Läden mit Bezug zu Präsident Trump geschlossen." Am Mittwoch hatte zunächst Twitter Trump gesperrt. Nach dem Sturm des Capitol sperrten auch Facebook und Instagram Trump. Inzwischen hat der Facebook-Konzern beschlossen, Trump unbefristet auszusperren.

Am Donnerstag haben auch Snapchat und Twitch Trump blockiert. Auf Twitter ist Trump jedoch wieder willkommen, nachdem er drei Tweets gelöscht hat. US-Staatsanwälte haben erste Anklagen gegen Teilnehmer des Umsturzversuches erhoben. Zudem läuft eine strafrechtliche Untersuchung gegen Trump selbst, weil der scheidende US-Präsident seine Anhänger aufgestachelt und zum Capitol geschickt hatte.

Politiker beider US-Parteien, darunter auch Trumps ehemaliger Stabschef John Kelly, haben sich am Donnerstag mit Aufrufen zu Rücktritt oder Amtsenthebung Trumps zu Wort gemeldet. Verkehrsministerin Elaine Chao ist zurückgetreten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass es unter Trumps Ministern keine breite Mehrheit für eine Amtsenthebung gibt. Auch Bildungsministerin Betsy DeVos nimmt ihren Hut. Hinzu kommen Amtsniederlegungen mehrerer Mitarbeiter des Weißen Hauses und des Chefs der Polizei des Capitol.

Außerdem gibt es Aufrufe, einen erst jüngst angelobten Republikanischen Abgeordneten des Unterhauses West Virginias seines Amtes zu entheben. Er hat aktiv am Sturm des Capitol teilgenommen und sich dabei selbst live gefilmt. Später unterstellte er, als unabhängiger Journalist vorgegangen zu sein. Allerdings hatte er live zu Gebeten für Trump aufgerufen und den Umsturzversuch angefeuert, was nicht zur Arbeit echter Journalisten gehört.

Am Mittwoch gab es neben dem Sturm auf das Capitol auch Republikanische Ansammlungen vor Parlamenten diverser US-Staaten. In Atlanta musste das Capitol Georgias evakuiert werden, nachdem eine bewaffnete Trump-Bande aufmarschiert war.

Auch in Santa Fe, der Hauptstadt Neumexikos, wurde das Parlament evakuiert, während die Belegschaft des kalifornischen Capitols in Sacramento angewiesen wurde, gar nicht erst zur Arbeit zu kommen. In Columbus, Ohio, wo ebenfalls Bewaffnete Trump-Fans gekommen waren, haben Trump-Anhänger einen Zivilisten verprügelt. Das Opfer dürfte andere politische Ansichten gehabt haben.

Ein Republikanischer Senator hatte den Umsturzversuch zum Anlass genommen, während der laufenden Kämpfe im Capitol zu Spenden für Trump aufzurufen. Daraufhin hat der Verlag Simon & Schuster diesem Herrn die Geschäftsbeziehung aufgekündigt. Der Verlag hätte ein Buch des Politikers unter dem Titel "The Tyranny of Big Tech" herausbringen sollen.

Der Senator kündigt nun an, den Verlag zu verklagten, weil dieser das im Ersten Zusatzartikel der Verfassung garantierte Recht auf Freie Rede verletzt habe. Tatsächlich schützt dieser Verfassungsartikel aber das Recht des Verlages, frei zu entscheiden, welche Bücher er verlegt und welche nicht.

Trump selbst hat am Donnerstag in einer von einem Teleprompter abgelesenen Mitteilung zum ersten Mal eingestanden, dass es ab 20. Januar einen neuen US-Präsidenten geben wird. Allerdings bezeichnete er seine Unterstützer auch als "wunderbar" und teilte ihnen mit, dass "unsere wunderbare Reise" gerade erst begonnen habe.

Als Hauptgrund für Trumps Wahlniederlage gilt seine mangelhafte Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie. Die Zahl der an einem Tag in den USA an COVID-19 Gestorbenen hat am Donnerstag fast 4.000 erreicht. Das ist ein neuer Höchstwert.

Der Umsturzversuch am Capitol könnte aufgrund der vielen maskenscheuen Teilnehmer auf engem Raum und den Kämpfen mit über hundert Verletzten auch die Verbreitung des Coronavirus beschleunigt haben. Damit könnte der Angriff indirekt weitere Todesopfer auf beiden Seiten nach sich ziehen.

(ds)