Sieben wärmste Jahre: NASA sieht anhaltenden dramatischen Erwärmungstrend

2020 war zusammen mit 2016 das wärmste Jahr der Geschichte, hat die NASA ermittelt. Ohne den Einfluss von El Niño wäre es wohl anders gekommen.

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Jährliche Temperaturanomalien von 1880 bis 2019 bezogen auf den Mittelwert 1951 bis 1980, aufgezeichnet von der NASA, der NOAA, der Berkeley Earth Research Group und dem britischen Met Office Hadley Centre. Alle fünf Temperaturaufzeichnungen zeigen synchrone Spitzen und Täler.

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

"Die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten sieben der Geschichte, die je aufgezeichnet wurden", sagt Gavin Schmidt, Direktor des Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA. Das kennzeichne den weltweiten anhaltenden und dramatischen Erwärmungstrend.

Das GISS hat ermittelt, dass die weltweite durchschnittliche Oberflächentemperatur im vergangenen Jahr zusammen mit 2016 am höchsten war. Die Weltwetterorganisation (WMO) hatte kürzlich bekannt gegeben, 2020 sei knapp hinter 2016 das zweitwärmste Jahr seit gut anderthalb Jahrhunderten. Laut GISS war die durchschnittliche weltweite Temperatur 2020 um 1,02°C höher als der Basiswert von 1951 bis 1980. Seit dem späten 19. Jahrhundert sei die Durschnittstemperatur der Erde um 1,2°C gestiegen.

Schmidt betont, es sei nicht wichtig, ob ein Jahr zum Rekordhalter werde oder nicht, wichtiger seien langfristige Trends. Angesichts der bisherigen Entwicklung seien daher weitere Rekorde zu erwarten.

Durch die steigenden Temperaturen schmelze das Eis im Meer und die Eisdeckenmasse nehme ab, steige der Meeresspiegel an, gebe es längere und intensivere Hitzewellen und die Lebensräume der Tiere und Pflanzen verschöben sich, erläutert die NASA. Solche langfristigen Trends zu verstehen sei für die Menschen wichtig, damit sie sich anpassen können, indem sie geeignete Pflanzen anbauen, Wasserreserven bewirtschaften und sich auf extreme Wetterereignisse vorbereiten.

In der ersten Hälfte des Jahres 2020 haben die australischen Buschbrände 46 Millionen ha Land verbrannt und Rauch und andere Partikel 30 km hoch in die Atmosphäre befördert. Diese haben Sonnenlicht blockiert und so wahrscheinlich die Atmosphäre leicht abgekühlt. Auf der anderen Seite hätten Einschränkungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie dazu beigetragen, dass die Industrie weniger Partikel ausstieß, wodurch mehr Sonnenlicht an die Erdoberfläche gelangen konnte. Dadurch habe sich ein kleiner, aber potenziell signifikanter Erwärmungseffekt ergeben. Durch die Abschaltungen von Kraftwerken und anderen Emittenten sei auch weniger CO2 ausgestoßen worden, aber die Gesamt-CO2-Konzentration weiter angestiegen.

Die größte Ursache für globale Temperaturschwanungen ist die El-Niño-Southern Oscillation (ENSO), ein natürlich vorkommender Zyklus des Wärmeaustauschs zwischen Ozean und Atmosphäre. 2020 begann in einer kühlen ENSO-Phase und endete in einer warmen. Der Abkühleinfluss aus der negativen Phase werde auf 2021 voraussichtlich einen größeren Einfluss haben als auf 2020. 2016 habe es durch einen starken El Niño einen deutlichen Wärmeschub gegeben.

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Die Wissenschaftler des US-Wetterdiensts NOAA, die an den Auswertungen der WMO beteiligt sind, verwenden für ihre Analyse weitgehend dieselben Rohtemperaturdaten, haben aber mit den Jahren 1901 bis 2000 einen anderen Ausgangszeitraum und eine andere Methodik, erläutert die NASA. Anders als die NASA leite die NOAA keine Temperaturen in polaren Regionen ohne Beobachtungen ab; das mache einen Großteil des Unterschieds zwischen NASA- und NOAA-Datensätzen aus.

Die NASA zieht die Messungen von Satelliten sowie von 26.000 Wetterstationen und tausende von schiffs- und bojenbasierte Beobachtungen heran, erläutert sie. Unsicherheiten in den Ergebnissen ergäben sich insgesamt hauptsächlich dadurch, dass im Laufe der Zeit Standorte von Wetterstationen und Temperaturmessmethoden verändert wurden.

(anw)