Keine Internetanbindung über Ballons: Google-Mutter Alphabet schließt Loon

Nach Facebook gibt auch Alphabet auf und zieht bei Loon den Stecker. Eine Internetversorgung über Ballons sei nicht wirtschaftlich.

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Der Google-Mutterkonzern Alphabet schließt das Unternehmen Loon, das daran gearbeitet hat, Regionen mit unzureichender Abdeckung über Stratosphärenballons an das Internet anzubinden. Ursprünglich hatte es sich dabei um ein Projekt aus Googles Forschungsabteilung X gehandelt, im Sommer 2018 war es in ein eigenes Unternehmen überführt worden.

Wie Loon-Geschäftsführer Alastair Westgarth nun erklärt, habe man es nicht vermocht, die Kosten für Entwicklung und Aufbau so weit zu drücken, dass man ein über lange Zeit tragendes Geschäft aufzubauen vermochte.

Google hatte 2013 die ersten Testballons für Loon gestartet. Geplant waren lange Reihen von Stratosphärenballons, die in 20 Kilometern Höhe von stratosphärischen Winden um die Erde getrieben werden und wie Mobilfunktürme agieren sollten. Ihre Energie sollten sie aus Solarmodulen beziehen und manövrierfähig sein. Sie sollten untereinander kommunizieren und damit ein Netzwerk in der oberen Atmosphäre bilden. Nutzer sollten sich mit den Ballons verbinden können, die dann wiederum den Kontakt zum Internet herstellen würden. Vor allem Menschen in abgelegene Regionen der Welt sollten so die Möglichkeit bekommen, online zu gehen. Eingesetzt worden war die Technik bereits nach Naturkatastrophen, unter anderem für Kenia war ein kommerzielles Netz geplant.

Westgarth erklärt nun, dass es bei Loon nicht hauptsächlich darum gegangen sei, die nächste Milliarde an Menschen ins Internet zu bringen, sondern die letzte Milliarde. Damit bezieht er sich auf jene, die in Regionen leben, die mit der gegenwärtigen Technik nicht zu bezahlbaren Preisen ans Internet angeschlossen werden können. Google ist nicht der einzige Konzern, der mit komplett neuen Herangehensweisen versucht hat, solche Gemeinschaften ans Internet anzuschließen. Facebook hatte ähnliches mit riesigen Drohnen schaffen wollen, die in großer Höhe über abgelegenen Regionen kreisen und diese mit Netzabdeckung versorgen sollten. Im Sommer 2018 wurde das Projekt Aquila aber eingestampft.

Gegenwärtig konzentrieren sich mehrere Unternehmen auf satellitengestütztes Internet für ähnliche Vorhaben. Klarer Vorreiter ist dabei die Konstellation Starlink von SpaceX. Elon Musks Weltraumunternehmen hat inzwischen mehr als 1000 Satelliten ins All geschossen und erste Kunden können das Angebot bereits testen. Bei Preisen von 99 US-Dollar (85 Euro) pro Monat richtet es sich aber wohl eher an Menschen, die vom Breitbandausbau in Industrieländern nicht erreicht werden und nicht an die "letzte Milliarde", auf die Loon vorgeblich abzielte. Gleichzeitig dürfte damit aber die Frage der Wirtschaftlichkeit eines solchen Angebots für SpaceX leichter zu beantworten sein.

(mho)