Stromerzeugung in Europa: Wind und Sonne erstmals vor Gas und Kohle

Die Wind- und Solarstromerzeugung habe sich seit 2015 verdoppelt, haben Thinktanks ermittelt. Währenddessen hat sich Kohleverstromung halbiert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 445 Kommentare lesen

Anteil Erneuerbarer sowie fossiler Energieträger am EU-Strommix.

(Bild: Ember, Agora Energiewende)

Lesezeit: 3 Min.

In der Europäischen Union wurden im vergangenen Jahr 38 Prozent des Stroms aus Wind- und Solaranlagen sowie Wasserkraft und Biomasse erzeugt, Kohle und Erdgas machten 37 Prozent des Strommixes aus. Damit wurde in der EU erstmals in einem Jahr mehr Strom mit Erneuerbaren Energien erzeugt als mit fossilen Energieträgern. Das ergab eine Analyse der Thinktanks Ember und Agora Energiewende. Deutschland hat demnach den dritthöchsten Anteil Erneuerbarer Energien in der Europäischen Union.

Die Wind- und Solarstromerzeugung habe sich seit 2015 verdoppelt, geht es der Analyse hervor. Währenddessen hat sich Kohleverstromung halbiert, allein im Jahr 2020 sank sie um ein Fünftel und machten einen Anteil von 15 Prozent der Stromerzeugung aus. Die Stromerzeugung aus Erdgas sank 2020 hingegen um 4 Prozent. Hintergrund sei der deutlich gestiegene Preis für Emissionszertifikate, wodurch vergleichsweise klimafreundliche Gaskraftwerke den billigsten Strom unter den fossilen Kraftwerken produziert hätten, interpretieren Agora und Ember die Zahlen. .

Der Anteil des EU-Stroms aus Wind- und Solarenergieanlagen betrug 2020 rund 25 Prozent. Die höchsten Anteile an Wind- und Solarenergieanlagen hatte 2020 in der EU Dänemark mit 61 Prozent. Darauf folgen Irland mit 35 Prozent, Deutschland mit 33 Prozent und Spanien mit 29 Prozent. Der Anteil der Atomkraft ging in der EU seit dem Jahr 2000 bis 2020 von 33 auf 25 Prozent zurück.

Im Corona-Jahr 2020 sank die europäische Stromnachfrage um 4 Prozent und erreichte im April während der ersten Covid-19-Welle einen Tiefstand. Der Zuwachs bei den Erneuerbaren Energien war trotz der Pandemie robust; ein weiterer Rückgang bei den fossilen Energien sei durch den Anstieg der Stromnachfrage später im Jahr sowie eine unterdurchschnittliche Erzeugung von Atomstrom gebremst worden.

Der Zuwachs von Strom aus Wind- und Solarenergie liege mit 51 Terawattstunden im Jahr 2020 über dem durchschnittlichen Wachstum der vergangenen zehn Jahre mit im Mittel 38 Terawattstunden, heißt es in der Analyse. "Um die für die Klimaneutralität erforderlichen 100 Terawattstunden jährlichen Zubaus zu erreichen, ist jedoch eine Verdoppelung des Niveaus von 2020 notwendig", erläuterte Agora-Direltor Dr. Patrick Graichen. Die aktuellen Nationalen Energie- und Klimapläne (NECP) der EU-Mitgliedsstaaten würden diesen Wert bis 2030 aber nur auf 75 Terawattstunden pro Jahr erhöhen.

Für 2000 bis 2018 stammen die für die Analyse verwendeten Daten vom Statistischen Amt der EU (Eurostat). Für die vergangenen zwei Jahre wurden die bisherigen Veränderungen gegenüber dem Vorjahr auf Grundlage monatlich kuratierter Daten von Ember aus den Zahlen von Übertragungsnetzbetreibern abgeschätzt.

(anw)