Leica Q2 Monochrom im Kurztest: Vollformatkamera sieht nur schwarzweiß

Kommt ohne Farbfilter aus: Leicas Q2 Monochrom erzeugt "nur" Schwarzweiß-Fotos. Das hat Konsequenzen für das Fotografieren, bringt aber auch viele Freiheiten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 87 Kommentare lesen
Lesezeit: 8 Min.
Inhaltsverzeichnis

Kürzlich hat Leica mit der Q2 Monochrom eine Variante seiner Vollformat-Kompaktkamera Q2 auf den Markt gebracht. Die wichtigsten technischen Daten sind weitestgehend identisch. Beide Modelle arbeiten mit einer integrierten 28-Millimeter-Festbrennweite, deren Blende sich auf maximal f/1.7 öffnet und die sowohl für Reportage-, Landschafts- als auch szenische Porträtaufnahmen taugt.

Der Sensor der Leica Q2 Monochrom kommt ohne den herkömmlichen RGB-Filter aus. Für jedes Pixel liegen deshalb die realen Helligkeitswerte vor.

Die Auflösung der Vollformatchips beider Qs liegt bei vergleichsweise hohen 47 Megapixeln. Doch die Monochrom-Variante muss beziehungsweise darf ohne Bayer-Matrix auskommen. Über dem Sensor liegt also kein Farbfilter mit einer Schachbrett-artigen Anordnung der Farben Rot, Grün und Blau – kurz RGB. Das hat einen entscheidenden Vorteil, denn Farb- beziehungsweise Helligkeitsinformationen muss die Q2 Monochrom nicht interpolieren. Für jedes Pixel liegen die "realen" Helligkeitsinformationen vor. Der Sensor kann also seine volle Auflösung ausspielen und sollte damit auch in Low-Light-Situationen überlegen sein.

Grundsätzlich neu ist das Konzept nicht. Bei Leica hat es vielmehr Tradition. Schon 2012 kam die digitale Messsucherkamera M9 als Monochrom-Variante auf den Markt. Auch die jüngeren Generationen M und M10 kennen eigene Schwarzweiß-Ladys. In der Q-Familie ist die Technik dagegen neu. Dabei ist die Kombination ein echtes Dreamteam und wesentlich zugänglicher als die M-Monochrom-Modelle.

Geschuldet ist das vor allem dem eingängigeren Handling der Schwarzweiß-Q2 und der Tatsache, dass sie einen Autofokus mitbringt. Der ist zwar nicht der schnellste, doch er trifft. Mit der Verfolgung sich bewegender Objekte hat er allerdings seine Problemchen.

Natürlich hat auch der elektronische OLED-Sucher erhebliche Vorteile gegenüber dem optischen Messsucher der M-Schwestern. Seine Auflösung liegt bei 3,68 Millionen Pixeln (1280 × 960 Bildpunkte) und er zeig das vom Sensor erfasste Bild. Die Abbildung ist hell, kontrast- und detailreich. Fotografen können sich hier Gitterlinien einblenden, Motivausschnitte vergrößern und mit Assistenten wie Focus Peaking sehr angenehm manuell scharfstellen. Knauserig war Leica dagegen beim rückseitigen Display, das nur eine magere Auflösung von 720 × 480 Bildpunkten bietet und damit nur in der Low-Budget-Klasse spielt. Es ist weder schwenk- noch neigbar, sondern verharrt starr im Gehäuse. Für ungewöhnlichere Perspektiven müssen sich Fotografen also etwas verrenken.

Weniger ist mehr, ist auch das Leica-Motto bei den Bedienelementen. Neben einem Daumenrad samt Taster (je nach Betriebsart für Belichtungskorrektur, Verschlusszeit und ISO zuständig) sitzen auf dem Gehäuse nur noch der Auslöser sowie das Zeitwahlrad (mit Automatikstellung). Die Blende steuern Fotografen über das Objektiv, gleiches gilt für den Fokusbetrieb. Auf der Rückseite nehmen neben der Vierwege-Wippe lediglich noch Tasten für Wiedergabe und Menü Platz sowie eine Funktionstaste (FN).

Ein Übersichtsmenü erscheint beim ersten Tipp auf die Menü-Taste. Bereits hier können alle wichtigen Parameter verstellt werden.

Tatsächlich reichen diese Elemente aus, um die wichtigsten Parameter flott einzustellen. Außerdem bietet die Kamera ihren Fotografen immer wieder clevere Abkürzungen an. So öffnen Sie mit dem ersten Druck auf "Menü" zunächst einen Status-Screen, der alle aktuellen Einstellungen übersichtlich aufführt. Bereits hier können sie entweder über die Vierwege-Wippe oder Tipp- und Wischgesten angepasst werden. Ein zweiter Druck führt zu einem Favoritenmenü, das mit individuellen Menüpunkten belegt werden kann. Erst mit einem weiteren Druck auf die Menütaste gelangen Fotografen ins Hauptmenü mit Zugang zu allen Einstellungen. Hier könnte man außerdem weiteren Tasten individuelle Funktionen zuweisen.

Obwohl die Leica Q2 Monochrom konzeptbedingt nicht mit Spielereien wie einem Panorama- oder HDR-Modus aufwarten kann, beherrscht sie dennoch ein paar Tricks.

Über das Objektiv regeln Fotografen nicht nur die Blende. Auch zwischen manuellem und automatischem Fokus schalten sie hier umher. Ein besonderer Clou ist die Makro-Stellung. Sie ...

... verkürzt die Naheinstellgrenze auf 17 Zentimeter und schiebt außerdem eine entsprechende Entfernungsskala nach oben.

Bildeindruck bei Standardnaheinstellgrenze von 30 Zentimeter (f/4.0, ISO 100)

So besitzt ihr Objektiv eine Makro-Stellung, der die Naheinstellgrenze von 30 (bis unendlich) auf 17 (bis 30 cm) Zentimeter verkürzt. Damit können Sie Ihren Motiven noch etwas näher auf die Pelle rücken. Der Begriff "Makro" ist dabei als weites Feld zu verstehen, von 1:1-Abbildungen sind Leica-Q2M-Fotografen weit entfernt. Sie landen eher bei etwa 1:4, was für stimmungsvolle Stillleben mit weichem Bokeh aber schon sehr brauchbar ist.

Bildeindruck bei Makronaheinstellgrenze von 17 Zentimeter (f/4.0, ISO 100)

100-Prozent-Ansicht aus Makro-Aufnahme

Eine weitere "Spezialität" der Leica Q2 M ist ein Digitalzoom. Das eigene, Knopf-runde Bedienelement dafür übersieht man leicht, denn es sehr klein, steht kaum aus dem Gehäuse hervor und sitzt unauffällig neben der Daumenmulde auf der Rückseite der Kamera. Ein erster Druck aktiviert einen Leuchtrahmen der den entsprechenden Bildausschnitt anzeigt, dieser entspricht in etwa dem einer Brennweite von 35 Millimetern.

Ein Leuchtrahmen zeigt, mit welchem Digitalzoom man gerade arbeitet.

Ein weiterer Druck führt zum Bildeindruck mit einem 50-Millimeter-Objektiv. Ein dritter Druck stellt Zoom und Leuchtrahmen auf den Ausschnitt einer 75-Millimeter-Optik ein. Bei dem digital gezoomten Bild handelt es sich lediglich um einen Ausschnitt aus dem Original, weshalb sich die Auflösung reduziert. Bei 35 Millimetern bleiben noch 30 Megapixel, bei 50 Millimetern erhält man 15 Megapixel und bei 75 Millimetern bleiben noch 7 Megapixel übrig. Ausgegeben werden diese Fotos als JPEG. Das Raw beziehungsweise DNG bleibt dabei unangetastet.