Résumé-Driven Development: IT-Trends und ihr Einfluss auf den Jobmarkt

Eine Studie der Universität Stuttgart verdeutlicht, welchen Einfluss IT-Trends auf Praxis und Einstellungsprozesse in der Softwareentwicklung haben.

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(Bild: baranq/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Ein Forscherteam am Institut für Software Engineering der Universität Stuttgart hat in einer Studie untersucht, welchen Einfluss Technologietrends auf Praxis und Einstellungsprozesse in der Softwareentwicklung haben. Die empirische Studie zielt darauf ab, das jüngst aufgekommene Phänomen unter dem Namen "Résumé-Driven Development" (RDD) zu beschreiben und nachzuweisen. Hierzu wurden 591 IT-Fachleute in technischen Rollen sowie Management und Personalverantwortung befragt. Über heise Developer gab es im Mai 2020 einen Aufruf, sich an der Studie zu beteiligen.

RDD beschreibt einen Zusammenhang zwischen Bewerbern und Unternehmen beziehungsweise deren Personalabteilungen: In der Praxis neigen Entwickler und Entwicklerinnen wohl dazu, ihren Lebenslauf durch Kenntnisse in möglichst vielen neuen Technologien zu bereichern, um für Arbeitgeber attraktiver zu erscheinen. Personalabteilungen wiederum berücksichtigen diese Tatsache und reagieren entsprechend bei der Gestaltung ihrer Stellenausschreibungen.

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Eine solche Dynamik sei nicht zwingend positiv zu bewerten, da dadurch die grundlegenden Bedürfnisse beider Seiten in den Hintergrund treten können, so die Einschätzung der Studienherausgeber.

Die Auswertung der Umfrage konnte Aspekte des Phänomens RDD offenbar in wesentlichen Teilen der Stichprobe identifizieren. So stimmten 60 Prozent der Personalverantwortlichen zu, dass Technologietrends ihre Stellenausschreibungen beeinflussen würden. Auf Bewerberseite glaubten sogar 82 Prozent, dass der Einsatz von Trendtechnologien in ihrer täglichen Arbeit sie für potenzielle Arbeitgeber attraktiver mache. Zudem gaben Personalverantwortliche Kenntnissen auf Bewerberseite in etablierten Technologien jedoch einen höheren Wert (39 %) als aktuellen Trends (20 %).

Die Studie diskutiert zudem Einflussfaktoren und potenzielle Konsequenzen auf beiden Seiten. Die Arbeit der Forscher ist laut eigener Einschätzung die erste wissenschaftliche Studie zum Thema RDD, die sich eine Definition und Charakterisierung dieses Phänomens zum Ziel gesetzt hat. Die Ergebnisse sind laut den Herausgebern sowohl spannend für IT-Fachleute, die sich permanent und oft in Eigeninitiative neue Technologien, Programmiersprachen oder Frameworks aneignen, als auch für Personalverantwortliche, die Bewerber und Bewerberinnen anhand ihrer Qualifikationen auswählen.

Die Studie wird auf der diesjährigen International Conference on Software Engineering (ICSE 2021 vom 25. bis 28. Mai) im Track "Software Engineering in Society" offiziell präsentiert. Interessierte können einen Preprint auf arXiv.org einsehen.

(ane)