FOSDEM: MariaDB legt Zukunftspläne dar

Die Entwickler von MariaDB präsentieren auf der FOSDEM 21 den Stand und Pläne für das Datenbanksystem, das sich vor zwölf Jahren von MySQL abspaltete.

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(Bild: FOSDEM)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • David Wolski

Der Hauptentwickler des MariaDB-Servers, Max Mether, hat auf der FOSDEM 21, die aktuell als Online-Veranstaltung stattfindet, die nahen Pläne für das relationale Datenbank-Management-System (RDBMS) in einem kurzen Talk präsentiert. Die anstehende Version 10.6 von MariaDB ist aktuell in der Alpha-Phase und soll voraussichtlich noch ein Jahr in der Entwicklung sein. Das Entwicklungsmodell hat bislang eine Hauptausgabe pro Jahr zum Ziel, nach einem festen Zeitplan, der sich weniger um Features kümmert. Ab dem fixen Datum des Feature-Freeze geht es nur um die Stabilisierung der neuen Version. Das macht Veröffentlichungen des MariaDB-Servers – bei weitem das größte Projekt der als Stiftung aufgebauten MariaDB Foundation – sehr berechenbar. Es führt aber auch dazu, dass nicht alle Versionen einen angemessen großen Satz neuer Features bekommen. Im Gegensatz dazu nimmt sich Oracle bei MySQL mehr Freiheiten im Zeitplan und peilt neue Versionen alle 18 bis 24 Monate an, je nachdem, welche Features fertig sind.

Damit es ersehnte Features nicht mehr aufgrund starrer Zeitpläne erst in die übernächste Version schaffen, will das MariaDB-Entwicklerteam sein Veröffentlichungsmodell nochmal auf den Prüfstand stellen und flexibler gestalten. Das wird aber den Entwicklungszyklus von MariaDB 10.6 nicht mehr betreffen, welches in rund einem Monat in die Beta-Phase gehen wird.

Während sich Oracle MySQL und MariaDB seit der gemeinsamen Version 7, unter der beide Datenbanksysteme noch kompatibel zueinander waren, stark auseinander entwickelt haben, bleiben Gemeinsamkeiten: Der Einstieg ist vergleichsweise einfach, wenn es um den Betrieb einer einzigen Datenbankinstanz geht, und die Skalierbarkeit macht diese RDBMS für Projekte vom kleinen Blog bis zum ausgewachsenen Shopsystem interessant. Der Entwickler von MariaDB nennt einen enorm wachsenden Online-Shop im Talk auch als Anwendungsbeispiel, in dem sich MariaDB für alle Aufgaben behaupten kann, ohne das Datenbanksystem zu wechseln. Es mag nötig sein, im Hintergrund die Storageengine zu ändern, und MariaDB fügte kürzlich in Version 10.5 die Analytics-Engine "Columnstore" für Big-Data-Aufgaben mit extrem großen Datensätzen hinzu. Das Ziel sei aber eine Skalierbarkeit von MariaDB in den Bereich von Petabytes an Daten in den nächsten Jahren, so Max Mether.

Damit das funktioniert, muss das Datenbanksystem selbst autonomer werden und sich selbst optimieren können. Aktuell kennt MariaDB dazu fast 700 Parameter, die sich auf die Datenbankleistung je nach Anzahl der Datensätze und verfügbaren Hardwareressourcen auswirken. Ein derzeit noch entferntes Ziel ist eine automatische Optimierung dieser Parameter pro Datenbank, idealerweise ohne Neustart des MariaDB-Servers. Ebenfalls angedacht ist eine Partitionierung von Datenbanken, um dort verschiedene Storageengines parallel betreiben zu können. Max Mether erwähnte dazu das Beispiel, ältere Datensätze innerhalb der gleichen Datenbank von InnoDB-Tables in einen Columnstore zu Archiv- und Analysezwecken verschieben zu können.

Wie die Entwickler anderer RDBMS merken auch die Köpfe hinter MariaDB, dass Datenbankserver und Arbeitslasten in den letzten Jahren in die Cloud gewandert sind. Der MariaDB-Server ist deshalb auch in Instanzen verfügbar, die explizit für den Einsatz in der Cloud konzipiert sind. Viele Änderungen dazu gingen bereits in MariaDB 10.3 ein, das 2017 erschien. Das formulierte Ziel der MariaDB-Foundation ist aber, den Server für traditionelle Linux- und BSD-System weiterzuentwickeln, die auf dem eigenen Rechner beziehungsweise auf einem Rack bei einem Hoster laufen. Für Cloud-basierte MariaDB-Installationen werden Features zur Verwaltung mehrere Datenbank-Instanzen und Replikas wichtiger. Langsamere Operationen wie "ALTER TABLE" sollen deshalb in Zukunft nicht-blockierend ablaufen, um die Änderungen auf die primäre Datenbank und ihre Replikas anwenden zu können, ohne Anwendungen dabei lange anzuhalten. Max Mether merkt dazu an, dass dieses Feature schon recht weit ist und nach MariaDB 10.6 kommen wird. Die Entwicklungsziele für die Cloud kommen derzeit aus den Erfahrungen mit SkySQL, das seit 2013 unter der Ägide von MariaDB steht und Firmenkunden Datenbanken-as-a-Service anbietet.

MariaDB 10.6 und darüber hinaus: Während die kommende Version des MariaDB-Server bald in die Beta-Phase geht, zeigt Entwicklungsleiter Max Mether schon mal die weiteren Pläne für das freie RDMBS.

(Bild: FOSDEM)

Der gesamte aufgezeichnete Talk zu MariaDB und dessen Zukunft wird in den nächsten Tagen auf der Webseite der FOSDEM 21 und im Video-Archiv erscheinen.

(bme)