Machine Learning: Google beerdigt Swift for TensorFlow

Teile des Projekts zur Anbindung von Apples Programmiersprache an das Machine-Learning-Framework leben nach dem Aus jedoch eigenständig weiter.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen

(Bild: sdecoret / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Rainald Menge-Sonnentag

Das vor drei Jahren initiierte Projekt TensorFlow for Swift ist nun offiziell eingestellt. Es sollte das auf Python fokussierte Machine-Learning-Framework mit Apples Programmiersprache verbinden. Einige der im Zuge der Entwicklung entstandenen Komponenten leben jedoch unabhängig vom Projekt weiter oder haben ihren Weg in Swift gefunden.

(Bild: Repository zu Swift for TensorFlow)

Das GitHub-Repository nennt im Readme keine konkreten Gründe für die Einstellung des Projekts. Es habe sich um ein Experiment gehandelt, das im Februar 2021 archiviert worden sei. Swift-Schöpfer Chris Lattner hatte das Projekt 2018 erstmals angekündigt, und Google hatte auf dem TensorFlow DevSummit 2019 Version 0.2 vorgestellt. Swift for TensorFlow zielte einerseits auf Entwickler, die erste Gehversuche mit Machine Learning wagen und andererseits auf fortgeschrittene ML-Researcher, die mit Swift arbeiten.

Das Projekt versprach eine doppelte Öffnung: einerseits mit einer weiteren, großen Sprache neben Python für Googles TensorFlow und andererseits für ein großes Projekt außerhalb des Apple-Universums für Swift. Im Rahmen der Entwicklerkonferenz WWDC hatte Apple 2015 die Offenlegung der Programmiersprache angekündigt, und im März 2016 war mit Version 2.2 das erste Open-Source-Release erschienen.

Swift for TensorFlow ist nicht das einzige Projekt, das die Programmiersprache in einen unerwarteten anderen Bereich holt. Für Linux ist sie ohnehin verfügbar und seit Herbst 2020 lässt sie sich unter Windows nutzen, IBM holte Swift 2016 auf den Server und in die Cloud, hat sich allerdings ebenfalls vorzeitig verabschiedet: 2019 kündigte Big Blue an, die Weiterentwicklung der Programmiersprache einzustellen.

Entsprechend finden sich Äußerungen enttäuschter Entwickler im Netz. Auf Hacker News bedauert ein Kommentar "Es ist einfach schade. Ich hatte anfangs große Hoffnungen, dass S4TF – und Googles Investition in Swift – Swift helfen würde, aus dem iOS-Ghetto auszubrechen und als Mainstreamsprache zu etablieren."

Einige der Arbeiten am Projekt leben jedoch eigenständig beziehungsweise innerhalb von Swift weiter. Nennenswert ist vor allem das Konzept des differenzierbaren Programmierens, zu dem im November ein längerer Beitrag im Swift-Forum erschienen ist. Die Arbeit daran soll in Kürze Bestandteil der Swift-Toolchain werden, wie ein Tweet verkündet.

Das Projekt PythonKit für die Interoperabilität zwischen Python und Swift existiert ebenso in einem separaten GitHub-Repository weiter wie ein Jupyter-Kernel, um Apples Programmiersprache in Jupyter Notebooks zu verwenden. Die quelloffene Swift-Library swift-benchmark erstellt Benchmarks für Code-Snippets.

Weitere Informationen und Links zu Unterprojekten lassen sich dem nun archivierten GitHub-Repository entnehmen. Auch wenn es keine Updates mehr erhält, sollen die Binaries und die API-Dokumentation weiter verfügbar bleiben.

(rme)