"DeepFuckingValue": Treibender Kopf hinter Gamestop-Hype vor Anhörung verklagt

Auf Reddit gilt Keith Gill als wesentliche Kraft hinter der Kleinanleger-Rally auf die Gamestop-Aktie. Ein Investor, der Verluste gemacht hat, verklagt ihn nun.

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Laut Redditnutzern der Mann mit Diamantenhänden: Keith Gill alias Roaring Kitty alias DeepFuckingValue.

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Die Kurskapriolen bei Aktien des Videospielhändlers Gamestop und anderer US-Unternehmen ziehen weitere Rechtskonflikte nach sich. Mit dem US-Amerikaner Keith Gill geriet nun eine treibende Kraft der Anleger-Community, die der Gamestop-Aktien Höhenflüge bescherte, ins Visier einer potenziellen Sammelklage. Ihm wird vorgeworfen gegen Wertpapiergesetze verstoßen und anderen Investoren enorme Verluste eingehandelt zu haben. Die Marktturbulenzen sollen am Donnerstag auch bei einer Anhörung im US-Kongress erörtert werden.

US-Berichten nach ist Gill ein lizenzierter Finanzprofi. Zuletzt habe er für die Versicherung Massachusetts Mutual Life Insurance gearbeitet. Auf Youtube betreibt er unter dem Pseudonym "Roaring Kitty“ einen eigenen Channel zu Investmentthemen. Auf Reddit ist er unter dem Namen DeepFuckingValue bekannt und wird insbesondere im Subreddit r/wallstreetbets als führender Kopf hinter der Gamestop-Rally gefeiert.

In der am Dienstag in Massachusetts gegen ihn eingereichten Klage heißt es, Gill habe sich gegenüber Kleinanlegern als Amateur ausgegeben, um sie zum Kauf überteuerter Aktien zu bringen. Mit Aussagen über Hedgefonds habe er die Leute zum Börsensturm aufgehetzt und sich selbst so bereichert. Der Kläger ist ein Investor aus dem Bundesstaat Washington, der sich mit Optionen auf Gamestop-Aktien verspekulierte. Er wird durch die auf Massenverfahren spezialisierte US-Großkanzlei Hagens Berman Sobol Shapiro vertreten.

Gill äußerte sich bislang nicht direkt zu der Klage, verteidigte sich aber bereits generell in einer vorbereiteten Stellungnahme für eine Anhörung in einem US-Kongressausschuss, die am Donnerstag zu den jüngsten Marktturbulenzen geplant ist. Er habe niemanden zum Handel mit Aktien angestiftet, um davon selbst zu profitieren, versicherte Gill. Die Vorstellung, dass er Social Media genutzt habe, um Gamestop-Aktien bei unwissenden Anlegern anzupreisen, sei "absurd".

Er habe zudem immer klargemacht, dass sein aggressiver Investmentstil wahrscheinlich nicht für den Großteil seiner Follower tauge. Seit Juni 2019 habe er in Gamestop-Aktien investiert, in der Hoffnung auf Kurssteigerungen des stark leerverkauften Papiers. Zu dem Zeitpunkt lag der Kurs bei 5 US-Dollar. Auf dem Gipfel der Rally Ende Januar stieg der Kurs auf über 400 US-Dollar, derzeit liegt er bei rund 45 US-Dollar.

Bei der Anhörung im Finanzausschuss des Repräsentantenhauses sollen neben Gill auch die Chefs des Wertpapier-Brokers Robinhood und der Online-Plattform Reddit, Vlad Tenev und Steve Huffman, sowie Manager der Hedgefonds Citadel und Melvin Capital Management aussagen.

Im Januar hatten sich vor allem über die Plattform Reddit organisierte Hobby-Spekulanten bei Aktien von Gamestop und anderen Firmen wie der Kinokette AMC ein Kräftemessen mit einigen Hedgefonds geliefert, die auf einen Kursverfall der Titel wetteten und hohe Verluste erlitten. Allerdings haben wohl auch Profis die Aktienrally für sich genutzt: Der Hedgefonds Senvest Management, der bereits vergangenen September in Gamestop-Aktien eingestiegen war, konnte laut Bericht des Wall Street Journals 700 Millionen US-Dollar damit verdienen.

Die Klage gegen Gill ist nicht der erste Rechtsstreit, den die Aktienturbulenzen nach sich ziehen. Vor allem die Tatsache, dass Robinhood und andere Broker den Handel mit den heißgelaufenen Aktien beschränkten, sorgte für viel Ärger bei Anlegern und führte ebenfalls schon zu Sammelklagen. Der Verdacht von Absprachen zwischen Hedgefonds und Wertpapierhändlern beschäftigt auch schon US-Justizbehörden. Auch die Börsenaufsicht SEC und eine Arbeitsgruppe des Finanzministeriums untersuchen die Vorgänge rund um die Aktien von Gamestop und Co. (Mit Material der dpa) /

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