USA in der Klima-Offensive: Biden stellt große Initiative vor

Mit mehr Geld und einer weiteren Agentur will der neue US-Präsident die Forschung an Technologien mit weniger CO2-Emissionen voranbringen.

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Joe Biden sitzt in einem Amtrak-Großraumwagen

(Bild: Weißes Haus/David Lienemann (gemeinfrei))

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • James Temple

Die neue US-Regierung unter Präsident Joe Biden hat in diesem Monat ihre dritte größere Klima-Initiative vorgestellt. Sie enthält verschiedene Maßnahmen für schnellere Innovation bei sauberer Energie und Klima-Technik.

Unter anderem hat das Weiße Haus eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die dabei helfen soll, die Advanced Research Projects Agency-Climate (ARPA-C) einzurichten, die Biden während seines Wahlkampfes versprochen hatte. Ihre Mission wird sein, für schnelleren Fortschritt auf technisch schwierigen Gebieten zu sorgen. Dazu dürften Techniken zum Einfangen, Entfernen und Speichern von Kohlendioxid zählen sowie Produkte für Heizung und Kühlung, die ohne stark klimawirksame Treibhausgase auskommen.

Darüber hinaus will das US-Energieministerium 100 Millionen US-Dollar für kohlendioxidarme Projekte im Energie-Bereich zur Verfügung stellen, gesteuert von der Advanced Research Projects Agency-Energy (ARPA-E). Die Agentur wurde von der Regierung Obama mit dem Auftrag gegründet, Technologien für saubere Energie zu unterstützen, die noch nicht weit genug entwickelt sind, um damit Unternehmen zu gründen oder kommerzielles Wagniskapital anzuziehen.

Mit dieser Maßnahme könnte eines der Lieblingsziele der abgelösten Regierung von Donald Trump wiederbelebt werden. In den vergangenen vier Jahren hatte sie mehrfach versucht, ARPA-E die Finanzierung zu entziehen. Das wurde jedoch vom Kongress verhindert, der ihr Budget jeweils stabil hielt oder sogar leicht erhöhte. Mehr staatliches Geld für Forschung und Entwicklung könnte dafür sorgen, dass die Kosten für saubere Technologien nach unten getrieben werden. Dadurch wird es billiger und politisch realistischer, gegen zunehmende Klimarisiken in den USA und darüber hinaus vorzugehen.

Manche Experten zeigten sich allerdings verwundert darüber, dass die Regierung politisches Kapital aufwendet, um eine neue Forschungsagentur einzurichten und zu finanzieren, statt nur bestehende Programme besser zu finanzieren. Bis der Kongress erste Zuweisungen für ARPA-E beschloss, dauerte es Jahre. Die Agentur wurde schon unter George W. Bush autorisiert, bekam aber kein Geld, bevor Obama im Jahr 2009 den Recovery Act durchsetzte. Zudem ist noch nicht richtig klar, wie die Abgrenzung zwischen den zwei ARPAs aussehen soll.

Der Fokus von ARPA-E liegt auf "transformativen Technologien mit geringer Kohlendioxid-Intensität". ARPA-C dagegen dürfte sich einer breiteren Palette von Werkzeugen mit Klimabezug zuwenden. Dafür spricht jedenfalls der Energie-Plan, den Biden während des Wahlkampfes bekannt gab.

Zu rechnen ist damit, dass der Schwerpunkt auf Einfangen, Entfernen und Speichern von Kohlendioxid liegen wird – was wiederum Kontroversen verspricht. Zu solchen Techniken zählen Systeme, die verhindern, dass Treibhausgase Kraftwerke und Fabriken verlassen, ebenso wie Werkzeuge zu ihrer direkten Entfernung aus der Atmosphäre; auch landwirtschaftliche Verfahren, bei denen mehr CO2 aufgesaugt und im Boden gespeichert wird, kommen infrage. Auch ARPA-E hat schon in derartige Technologien investiert.

Auf der anderen Seite herrscht die Sorge, dass mit solchen Entwicklungen die Lebensdauer fossiler Brennstoff-Branchen noch verlängert werden könnte. Doch sie könnten Wege aufzeigen, wie sich Emissionen aus Sektoren verhindern oder ausgleichen lassen, für die es keine bezahlbaren oder skalierbaren grünen Alternativen gibt, etwa bei Stahl, Zement, Luftfahrt oder Landwirtschaft. Außerdem könnten die Techniken entscheidend dazu beitragen, die Konzentration von bereits emittiertem CO2 in der Atmosphäre zu verringern.

So oder so gibt die Biden-Regierung an, auch für andere Bereiche mehr Mittel vorsehen zu wollen. Genannt werden billigere Energie-Speicher, saubere Fahrzeuge und Transport mit niedrigeren Kosten, nachhaltige Treibstoffe für Flugzeuge und Schiffe, kohlendioxidneutrale Baustoffe sowie sauberer und billiger Wasserstoff, der als Treibstoff verwendet werden kann und bei manchen Industrie-Prozessen benötigt wird. (sma)