Messenger-IDs: Warum Messenger nach Ihrer Telefonnummer fragen

WhatsApp und Signal funktionieren ohne Angabe der Telefonnummer nicht. Warum machen Messenger das, wenn doch XMPP oder Matrix beweisen, dass es auch ohne geht?

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(Bild: Albert Hulm)

Lesezeit: 10 Min.
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Software zur sozialen Vernetzung steht vor einem doppelten Problem: Ein neuer Dienst funktioniert nur dann gut, wenn, erstens, viele Menschen ihn nutzen und diese, zweitens, sich auch gegenseitig finden können. Letzteres wird häufig mit dem englischen Begriff "Contact Discovery" bezeichnet und ist schwierig zu lösen. Selbst wenn man weiß, dass Max Mustermann den Dienst nutzt, woher weiß man, dass sein Account "themaxman0815" heißt? Einen Vorteil bieten hier Produkte wie der Facebook Messenger, die an ein etabliertes soziales Netzwerk angeschlossen sind. Wer Leute auf Facebook kennt, kann sie auch per Messenger erreichen. Sich an Konzerne wie Facebook zu binden, ist aus Datenschutzsicht aber sehr bedenklich und kommt gerade für Freunde sicherer Messenger eher nicht in Frage. Aber welche anderen Netzwerke könnte man nutzen?

Ein soziales Netzwerk im allgemeinen Sinne, nämlich Familie, Freunde und Bekannte, hat jeder – und in der Regel ist dieses Netzwerk auch dokumentiert: in Form eines Adressbuches, das Telefonnummern und E-Mail-Adressen enthält. Ein Dienst, der darauf zugreifen darf, bekommt die Vernetzung seiner Benutzer praktisch frei Haus. Er muss lediglich deren Adressbücher vergleichen und kann sofort markieren, wer über den Dienst bereits erreichbar ist.

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Das ist praktisch für Anbieter und Nutzer und führt zu rasanter Verbreitung, wie neuerdings zum Beispiel Clubhouse beweist. So vorzugehen wirft aber auch erhebliche Datenschutzprobleme auf. Der Dienstleister erfährt dadurch nicht nur, welche Nutzer des Dienstes einander kennen, sondern sieht auch alle anderen Kontakte seiner Anwender inklusive Telefonnummern und Mailadressen – Merkmale, die sich gut verknüpfen, für Werbezwecke ausschlachten und anderweitig missbrauchen lassen. Zumindest im Geltungsbereich der DSGVO ist das auch rechtlich problematisch: Telefonnummern sind personenbeziehbar und deshalb zu schützen. Die Kontakte wissen in der Regel aber nicht einmal, dass jemand ihre Nummern zu solch einem Dienst übertragen hat – eingewilligt haben sie erst recht nicht.