Spyware: Neue Ermittlungen gegen NSO Group

Joe Bidens Justizmisterium interessiert sich wieder für ein Verfahren gegen den Spyware-Hersteller NSO aus Israel. Unter Trump waren die Ermittlungen erlahmt.

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Bronzestatue eines Paparazzo, der um die Ecke lugt

(Bild: Kurt Bauschardt CC BY-SA 2.0)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Torge Löding

Die NSO Group, ein israelisches Unternehmen für Hacking-Software, dürfte sich einer erneuten Prüfung durch das US-Justizministerium stellen müssen. Im vergangenen Jahr hatten führende US-Technologieunternehmen wie Facebook erklärt, der Spyware-Hersteller sei "mächtig und gefährlich" und sollte im Rahmen der Anti-Hacking-Gesetze der USA haftbar gemacht werden. Nun haben sich Juristen des Justizministeriums an WhatsApp und dessen Betreiber Facebook gewandt, um technische Details über 2019 erfolgtes Hacking zu erfragen.

Das berichtet The Guardian. NSO selbst vermarktet seine Spyware öffentlich als Beitrag zur Verfolgung Krimineller. Allerdings wurde die NSO-Malware 2019 dazu genutzt, 1.400 WhatsApp-Konten zu hacken – unter anderem von Journalisten, Anwälten, Menschenrechtsaktivisten und Regierungsvertretern in mehreren Ländern. Daraufhin stand die NSO Group Berichten zufolge Anfang 2020 vor einer Untersuchung durch den Inlandsheimdienst FBI, der auch mit Spionageabwehr befasst ist.

Doch dann soll die Sache ins Stocken gekommen sein. Erst jetzt würden die Ermittlungen weitergeführt, sagen Eingeweihte. WhatsApp hat eine Stellungnahme abgelehnt. Die NSO Group sagt, sie wisse nichts von einer Untersuchung.

Microsoft, Google, Cisco, die Internet Association und VMWare unterstützen Facebook in der Auseinandersetzung mit der israelischen Firma. Sie kritisierten diese in einem öffentlichen Brief: "Privatunternehmen wie die NSO Group arbeiten hart daran, Überwachungswerkzeuge zu entwickeln und diese als 'Cyber-Überwachung as a Service' an Regierungen und andere Kunden zu verkaufen." Damit sei es möglich, Unterhaltungen mitzuhören, Textnachrichten und E-Mails zu lesen, Fotos und Kontaktlisten einzusehen sowie die gesamten Daten und Suchverläufe herunterzuladen. In den USA sei das illegal

.

Facebook hat die NSO Group in den USA verklagt. Ein US-Bundesberufungsgericht soll bald entscheiden, ob der NSO Group in der Zivilklage staatliche Immunität gewährt wird. Die Firma beruft sich darauf, Regierungen lediglich beratend zur Seite zu stehen – und Staaten können unter US-Recht kaum vor Gericht belangt werden.

Ein erstes gerichtliches Verfahren hatte Facebook gewonnen. Allerdings erging damals ein Versäumnisurteil, gegen das sich die NSO Group nun nachträglich zu wehren sucht. Facebook möchte den Fall indes inhaltlich gewinnen, nicht bloß durch ein Versäumnisurteil.

Microsoft-Chef Brad Smith hat im Dezember die damals noch nicht amtierende Biden-Regierung aufgefordert, in dem Streit zügig und deutlich Stellung zu beziehen. Smith sieht die NSO Group als Söldner des 21. Jahrhunderts.

(tol)