Klimaneutrale Schiene: Regierung fördert Oberleitungen und alternative Antriebe

Damit der Schienenverkehr in Deutschland bis 2050 klimaneutral wird, setzt das Bundesverkehrsministerium auf Oberleitungsausbau und alternative Antriebe.

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Aufbau einer Oberleitungsanlage.

(Bild: Deutsche Bahn)

Lesezeit: 4 Min.

In Deutschland sind bisher 61 Prozent der Schienenstrecken mit Oberleitungen ausgerüstet. Um das im Koalitionsvertrag festgelegte Ziel zu erreichen, bis 2025 auf 70 Prozent zu kommen, hat das Bundesverkehrsministerium weiter an seinem Anfang 2019 aufgelegten Elektrifizierungsprogramm gearbeitet. Nun enthalte es alle Maßnahmen, mit denen das Ziel erreicht werden könne, heißt es aus dem Ministerium.

Als weiteres Ziel hat es sich gesteckt, dass bis 2050 alle gefahrenen Zugkilometer elektrisch oder klimaneutral zurückgelegt werden. Das heißt, auf Strecken ohne Oberleitungen sollen Züge nicht mehr mit Diesel, sondern mit alternativen Antrieben fahren, also batterieelektrisch, mit Brennstoffzellen oder synthetischen Kraftstoffen, teilte das Bundesverkehrsministerium mit.

Es hat sein Elektrifierzungsprogramm auf vier Säulen gestellt: Förderung von alternativen Antrieben in Fahrzeugen und Zügen, Umsetzung des Bundesverkehrswegeplans/Bedarfsplan Schiene, Förderung im Nahverkehr sowie im Güterverkehr.

Das Verkehrsministerium habe nach eigenen bereits Projekte für alternative Antriebe in Triebwagen gefördert, ein neues Förderprogramm soll diesen Weg weiter. Gefördert werden sollen unter anderem die Ausrüstung von Fahrzeugen mit Batterien und Brennstoffzellen für den Betrieb mit Elektromotor auf nicht oder nur teilweise elektrifizierten Strecken. Auch gefördert werden sollen Lade- und Tankvorrichtungen wie Oberleitungsabschnitten zum Nachladen der Batterien, Stationen zum Laden an Bahnhöfen oder Elektrolyseanlagen zur Erzeugung von Wasserstoff.

Im überregionalen Personenfern- und Güterverkehr sollen wichtige Strecken mit Oberleitungen versehen werden. Dies sei im Bundesverkehrswegeplan und dem Bedarfsplan Schiene enthalten. Die Förderung der Elektrifizierung im Schienenpersonennahverkehr nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz stockt die Regierung auf; von ursprünglich 333 Millionen Euro jährlich bisher auf eine Milliarde Euro jährlich ab 2021. 2025 soll der Betrag noch einmal auf 2 Milliarden Euro jährlich erhöht werden.

Für den Güterschienenverkehr sollen Ausweich- und Anschlussstrecken elektrifiziert werden. Zusätzlich zum Bedarfsplan Schiene sollen mehrere Strecken mit Oberleitungen für den Schienengüterverkehr versehen werden. Um den Bau von Oberleitungen zu vereinfachen, hatte das BMVI bereits das Gesetz zur Investitionsbeschleunigung aufgelegt. Es ist am 20. Dezember 2020 in Kraft getreten. Der nachträgliche Oberleitungsbau an bestehenden Strecken müssen demnach unter bestimmten Voraussetzungen von nicht planungsrechtlich genehmigt werden.

Die Elektrifizierung des Schienenverkehrs war in den vergangenen Jahren recht langsam vorangekommen. Zwischen 2005 und 2020 wuchs der Anteil der Strecken mit Oberleitungen von 57 auf 61 Prozent. Während die Stadtstaaten hohe Elektrifizierungsquoten von teils weit über 90 Prozent erreichen, ist es in der Fläche oft viel weniger. In Schleswig-Holstein können Züge nur auf 33 Prozent der Strecken auf eine Stromleitung zugreifen.

Von 100 Kilometern, die heute mit dem Zug auf den Bundesschienenwegen zurückgelegt werden, werden 74 Kilometer elektrisch gefahren, erläutert das Verkehrsministerium. Dass der Anteil der elektrisch zurückgelegten Zugkilometer höher ist als der der elektrifizierten Strecken, liege daran, dass die elektrifizierten Strecken überwiegend die deutlich stärker befahrenen Hauptstrecken sind. Die Strecken, auf denen die meisten Züge verkehren, seien heute schon elektrifiziert.

Wasserstoffzüge sind in Deutschland bereits unterwegs. Nach gut 100.000 km Testfahrten der beiden vom Siemens-Konkurrent Alstom hergestellten Brennstoffzellen-Züge zwischen Bremervörde, Cuxhaven, Bremerhaven und Buxtehude resümierten die Betreiber im Sommer 2020, sie hätten sich bewährt. Bis Ende 2021 soll auf der rund 100 Kilometer langen Strecke die Dieselzugflotte durch 14 Wasserstoffzüge ersetzt werden. Dann soll in Bremervörde eine feste Wasserstofftankstelle stehen. Im Raum Tübingen soll in drei Jahren ein von Siemens entwickelter DB-Regionalzug fahren, der mit Brennstoffzellen betrieben wird.

(anw)